. . . Esengül Toprak?
Nachdem Esengül aus dem Jahrgang 2005 schon während der Schulzeit Erfahrung als Schulsanitäterin sammelte (und den Schulsanitätsdienst sogar in ihrer Schule mit aufbaute!) , absolvierte sie nach ihrem Abitur 2010 zunächst ein freiwilliges soziales Jahr beim Deutschen Roten Kreuz, um Lebenserfahrung und Menschenkenntnis zu sammeln, bevor es dann ‚richtig‘ losgehen sollte. Als Rettungshelferin arbeitete Esengül ein Jahr im Zollernalbkreis. Gegen Ende des FSJs bot das DRK ihr an, die Ausbildung zur examinierten Rettungssanitäterin abzuschließen, für die sie sich ebenfalls während des FSJs qualifiziert hatte. Esegenül nahm das Angebot an: „Das DRK übernahm die gesamten Ausbildungskosten und im Gegenzug ließ sie mich verpflichten.“ Viele von Esengüls Mitstreiter*innen bezahlten die Ausbildungskosten, bis damals bis zu 8000 Euro betrugen, aus eigener Tasche. Mittlerweile ist die Ausbildung als Notfallsanitäter*in, wie es nun heißt, nicht mehr kostenpflichtig und man erhält sogar eine Ausbildungsvergütung.
In alter, engagierter TiL-Manier verkürzte Esengül ihre schulische Ausbildungszeit von einem Jahr auf sechs Monate und war Ende 2012 bereits als examinierte Rettungsassistentin unter den besten zehn Prozent der Azubis. Dann konnte endlich die praktische Phase beginnen: Esengül startete im Dreiländereck in Lörrach durch und arbeitete dort in der Rettungswache, zuerst ein Jahr als RAiPler (Rettungsassistent*in im Praktikum) auf dem Rettungswagen, der die Wachen und Krankenhäuser des Landkreises Lörrach anfährt.
Wieder übersprang Esengül ein paar Schritte, denn eigentlich ist man zu Beginn des praktischen Jahres um die zwei Monate als dritter Mann im Rettungswagen unterwegs. Aufgrund ihrer Erfahrungen im FSJ konnte sie bereits in der dritten Woche als RAiPLer als zweite Person und damit als Schlüsselfigur auf dem Rettungswagen mitfahren und übernahm schließlich Dienste mit voller Verantwortung. Direkt ihr erster Tag war voller Notfälle und bei keinem der Einsätze war sofort ein Notarzt vor Ort – Esengül und ihr Kollege, der im FSJ war, mussten alles allein bewältigen. Zur Einstellung eine Beweisprobe also, mit quasi allen kniffligen Fällen auf einmal. Esengüls Einsatz und Übungen beim DRK sind hier zu sehen:
Im Sommer 2015 endete Esengüls Zeit beim Lörracher DRK. Ihr Wunsch nach mehr Lebenserfahrung und Menschenkenntnis wurde auf jeden Fall erfüllt, und im September 2015 begann sie einen ganz anderen Karriereweg: eine Ausbildung zur Finanzassistentin in der Sparkasse Lörrach-Rheinfelden. Esengül wird im Mai 2017 ihre Abschlussprüfung ablegen und rät allen TiLern (und jedem sonst), „das zu tun wovon man auch hundertprozentig überzeugt ist und nicht, weil anderes es von einem erwarten“. Sie ist überzeugt, dass sie niemals die wertvollen Erfahrungen gesammelt hätte, die sie heute ausmachen, wenn sie den „üblichen Weg“ des Studiums gegangen wäre. Dennoch schließt sie ein Studium auch für sich selbst nicht aus, doch sie ist der Meinung, dass man in beruflicher Hinsicht alles tun sollte, worauf man Lust hat, solange die Möglichkeit besteht. Esengüls Message an alle TiLer ist bestärkend: „Lasst euch nicht allzu sehr von konventionellen Wegen beherrschen. Es geht auch anders 😉 Anders heißt nicht schlecht.“