Wir berichten von ehemaligen Stipendiatinnen und Stipendiaten, was aus ihnen geworden ist.

. . . Kevin Lam?

Kevin aus dem Jahrgang 2012 schloss das Abitur im Jahr 2014 ab. Anschließend machte er sich mit der Nichtregierungsorganisation „Un Techo Para Todos“, zu Deutsch „ein Dach für alle”, auf nach Chile, um dort ein Freiwilliges Soziales Jahr zu absolvieren. Obwohl das der Wohlstand in Chile größer ist als in den anderen südamerikanischen Staaten erfuhr Kevin eine erdrückenden Schere zwischen Arm und Reich – die Wohlhabenden leben auf einem Niveau, das mit dem westlichen vergleichbar ist, während der arme Teil der Bevölkerung keine Chance hat, dort hin zu gelangen und in unwürdigen Umständen lebt.

Kevin erzählt von den „Campamentos“, den chilenischen Elendsvierteln, in denen die Menschen auch mal auf Müllhalden leben. Möglichkeiten, diese Lage zu verbessern, gibt es wegen der Diskriminierung durch den Rest der Gesellschaft kaum. Seit 1997 versucht „Techo para todo“, diese Slums abzuschaffen und den Menschen die Chance auf Arbeit und Bildung zu geben – und Kevin half mit. Für ihn was besonders der Bildungsbereich wichtig, da ihn die Zustände dort trotz der großen Unterschiede noch immer an die Probleme in Deutschland erinnern. Abgesehen von den finanziellen Problemen und der Zwang zur Arbeit, um die Familie zu unterstützen, nennt Kevin auch die Haltung zur Bildung als maßgeblichen Faktor. Die chilenischen Eltern verstehen oft den Wunsch ihrer Kinder nach besserer Bildung nicht und verwehren ihnen dadurch die Unterstützung. Oft sind die Eltern zudem Analphabeten, ein Umstand, den Kevin sehr mitnahm, da es, wie er sagt, das Eine ist, von Analphabetismus zu wissen, aber etwas komplett anderes, selbst Erwachsene zu kennen, die nicht einmal mit ihrem eigenen Namen unterschreiben können. Doch Kevin war in Chile natürlich auch, um das ganze Land kennen zu lernen und er reiste viel umher. In Südchile stellte die Welt wieder einmal unter Beweis, wie klein sie doch ist: dort traf er Leon aus dem Jahrgang 2011 in einem kleinen Dorf. Leon war gerade auf einer Konzertreise in Südamerika unterwegs gewesen.

Die Zeit in Chile erinnerte Kevin des Öfteren an die Erfahrungen bei TiL und daran, dass auf der ganzen Welt Individuen und Gruppen die Bildung anderer unterstützen. Daher erfreut es ihn besonders, dass die Bewerbung bei TiL seit 2014 für alle Schülerinnen und Schüler gleichermaßen geöffnet ist, so wird das zuvor latent vorhandene Gefühl der Abgrenzung abgeschafft.

Nach dem Abenteuer in Chile blieb Kevin den Süden Deutschlands treu und zog nach Regensburg, um Humanmedizin zu studieren. Zusätzliche Unterstützung bei seinem Studium bekam Kevin seit 2017 durch das Förderwerk Stiftung der deutschen Wirtschaft. Mittlerweile absolviert er erfolgreich sein achtes Semester und genießt die Zeit in Regensburg sehr: “Nicht zu groß und nicht zu klein, jeder fünfte Einwohner ist Student und die Altstadt wurde im zweiten Weltkrieg nicht bombardiert, so dass aus dem Mittelalter alles noch erhalten ist. Was will man mehr?” Trotz allem zog es Kevin noch einmal in die Ferne, wenn auch dieses Mal nicht ganz so weit: Erst im letzten Wintersemester konnte er in das Leben als Erasmusstudent in der französischen Stadt Limoges kennenlernen. Wieder zurück in Deutschland arbeitet Kevin seit fast einem Jahr fleißig an seiner Doktorarbeit und wird diese voraussichtlich in den kommenden Monaten fertig stellen.

Trotz seines arbeitsintensiven Studiums hält Kevin weiterhin den Kontakt nach Chile aufrecht: In den Semesterferien besuchte Kevin seine chilenische Gastfamilie und natürlich auch die Freunde, die er damals kennengelernt hatte. Auch seine Bande zu TiL sind noch intakt: nach einer aktiven Zeit im Alumnisverein steht euch Kevin auch weiterhin gerne für Fragen zur Verfügung.

Für seine anhaltende Unterstützung danken wir Kevin und wünschen ihm weiter alles Gute!

 

. . . Radu Homorozan?

Radu Homorozan aus dem TiL-Jahrgang 2011 machte 2013 sein Abitur und zog nach seiner Zeit als TiL-Stipendiat nach Bremen, um dort an der Jacobs University Wirtschaftsinformatik zu studieren. Besonders gereizt hat ihn dabei das internationale und diverse Umfeld – auf dem Campus wohnen Student*innen aus mehr als 100 Länder. Nach dem Bachelor vertrieb es Radu noch weiter in den Norden – nach Kopenhagen! Dort studiert er gerade im Master und wird sein Studium in Wirtschaftsinformatik voraussichtlich noch 2018 beenden. Obwohl Radu also in Dänemark studiert, lebt er in Schweden, um genauer zu sein in Malmö. Fast täglich pendelt er über die Öresundbrücke. Beide Länder gefallen ihm sehr, und er fühlt sich besonders in der dänischen Kultur und Gesellschaft wohl und gut aufgehoben: „Obwohl man das nicht wirklich denkt, ist der Unterschied zu Deutschland doch ziemlich groß.“

Ein Semester studierte Radu zudem an der Bond University in Gold Coast, Australien. Obwohl Radu mit so vielen Ländern vertraut ist, ist er sich sicher: „das war die beste Zeit meines Lebens.“ Er wohnte im sonnigen Bundesstaat Queensland, lernte Surfen und konnte neben dem Studium viel reisen, wodurch er die berühmte australische Lässigkeit hautnah erleben konnte. Besonders fasziniert hat ihn neben den atemberaubenden Landschaften und der vielfältigen Tierwelt auch die Lebensweise der Australier: Radu bezeichnet sie als „unglaublich freundliche Menschen, sehr locker und entspannt, und scheinen ihr Leben in vollen Zügen zu genießen, egal wo sie leben und was sie tun.“

Nach seinem Masterabschluss hat er sich auf eine 6-wöchige Reise nach Südostasien begeben. Nach der stressigen Zeit bis zu seinem Masterabschluss war die Reise genau das richtige: Neben Einblicke in die spannenden Kulturen konnte er auch neue Bekanntschaften schließen und hat sogar das ein oder andere Entdeckungsabenteuer gewagt. Leider waren die sechs Wochen viel zu kurz, und so steht jetzt schon der Beschluss, bei einer seiner nächsten Asien-Reise mehr Zeit einzuplanen.

Zurück in Kopenhagen fing er nach seiner Reise einen Vollzeitjob als Datenberater an. Obwohl die ersten Monate sehr vielfältig aussahen und die Lernkurve hoch war vermisste Radu mit der Zeit doch das Studentenleben und entschloss kurzerhand, einen weiteren Master in Lissabon im Bereich von Data Science und Advanced Analytics abzuschließen.

Die Zeit in Portugal beschreibt Radu als „unvergesslich“. Er erkundete viel vom Land, traf interessante und ambitionierte Mitstudierende, arbeitete auch an praktischen Projekten, und entdeckte eine neue Leidenschaft: Gleitschirmfliegen. Trotz des ersten Corona-Lockdowns hatte er eine schöne abschließende Zeit in Portugal, da ab Juni die Restriktionen etwas entspannt wurden und man wieder Bars besuchen und surfen konnte (die wichtigen Dinge im Leben ?). Rückblickend hatte die Phase des Lockdowns für Radu auch eine positive Seite: so konnte er sich mehr auf seine Uniprojekte fokussieren, die ansonsten bei dem guten Wetter sicherlich etwas vernachlässigt geworden wären.

Den Herbst verbrachte Radu dann bei seiner Familie in Deutschland und in Rumänien, und arbeitete in seiner ehemaligen Rolle, die er vor dem Studium aufgenommen hatte. Inzwischen ist er zurück in Kopenhagen, und fühlt sich auf jeden Fall bereiter für das Vollzeit- und Erwachsenenleben, als er es vor 1,5 Jahren war ?.

Wir wünschen Radu auf seinem weiteren Weg in die Berufswelt viel Erfolg!

… Vahid Akbari?

Vahid Akbari aus dem TiL-Jahrgang 2004 zeigt uns, dass man auch auf Umwegen seine Ziele erreichen und manchmal genau dies der beste Weg sein kann.

Nach seinem Abitur 2008 entschied sich Vahid zunächst für eine Ausbildung in der Spitzengastronomie eines Sternehotels in Baiersbronn, die er – nach „harten Lehrjahren“ – erfolgreich abschloss. Seine berufliche Zukunft sah er jedoch nicht in der Gastronomie – doch die Aufopferungen sollten nicht umsonst gewesen sein, wie er rückblickend sagt. Und auch mit der Tracht, die er im Restaurant als Berufskleidung tragen musste, hatte er sich zwischenzeitlich gut angefreundet, so dass ihm der Wechsel zur Uniform nicht schwerfiel: Von Baiersbronn zog Vahid nämlich Ende 2012 nach Dubai, wo er, wie er sagt, „so was ähnliches tat wie wohnen“, da er fortan bei der Fluglinie Emirates als Flugbegleiter arbeitete. Denn nun war die ganze Welt sein Zuhause geworden – mit einem Koffer als Kleiderschrank.

Doch auch der Job als Flugbegleiter war für Vahid nur ein Zwischenstopp, den „Anschlussflug mit der Destination ‚Cockpit‘“ hatte er da schon lange gebucht, wie er selbst schreibt.
Um sich diesen Traum zu erfüllen, wechselte er im Winter 2014 ein letztes Mal seine Uniform und arbeitete zwischenzeitlich als „Food & Beverage Assistant Manager“ in einem großen Hotel in St. Moritz, um die finanzielle Grundlage für die recht kostspielige Ausbildung zum Berufspiloten zu schaffen. Diese absolvierte er anschließend, mit viel Disziplin und Ehrgeiz, in der Regional Air School Tuzla in Rumänien.

Erste Erfahrungen im Cockpit sammelte Vahid im September 2017 als Co-Pilot der Boeing 737 bei der rumänische Fluglinie Blue Air. Über seine Zeit bei TiL, die, wie er sagt, „ambitionierten, ehrgeizigen Menschen eine Grundlage gibt, sich die Zukunft so zu schaffen, wie sie sich erträumen.“ ist er dankbar und er ist stolz, sein Ziel, Pilot zu werden, erreicht zu haben.

Seit April 2019 wohnt Vahid nun in Casablanca in Marokko und fliegt für das staatliche Unternehmen Royal Air Maroc auf der Boeing 737-Flotte. Leider trifft die aktuelle Corona-Pandemie besonders die Flugbranche hart: Massive Reisebeschränkungen auf der ganzen Welt haben das Passagieraufkommen auf ein Minimum schrumpfen lassen. Deshalb ist auch Vahid zurzeit auf Standby und fliegt nur von Zeit zu Zeit. Allerdings hat er große Hoffnungen in die bevorstehenden Impfungen und freut sich auf eine Zeit, in der die Anfrage wieder steigt.

Wir sind gespannt, wie es bei Vahid nach Corona weitergehen wird und wünschen ihm weiterhin viel Erfolg und Freude am Fliegen! Und ab jetzt hören wir immer ganz genau hin, wenn es im Flugzeug heißt „Hello, this is your captain speaking…“

. . . Helmuth Haas?

Helmuth ist ein fotografiebegeisterter und sehr aktiver Alumnus. Im Jahr 2008 absolvierte Helmuth sein Abitur und ging anschließend für ein paar Wochen nach Kalifornien. Dank des Fulbright Stipendiums konnte er seine Englischkenntnisse verbessern und das Leben auf dem amerikanischen Campus sowie viele interessante Menschen kennenlernen.

Im Anschluss an die aufregende Zeit in Amerika begann Helmuth an der Jacobs University in Bremen mit seinem Chemiestudium. Während des Studiums nutzte Helmuth die Gelegenheit, weitere Auslandserfahrung zu sammeln und studierte für mehrere Semester an der Northwestern University in Chicago. Nach insgesamt sechs Semestern erhielt Helmuth seine Bachelor-Urkunde.

Doch damit nicht genug – Helmuth hatte bereits die Zusage für einen Masterstudienplatz an der ETH Zürich in der Tasche. Im Februar 2013 schloss Helmuth dort seinen Master ab. Bevor Helmuth in das Berufsleben startete, gönnte er sich eine Reise durch Vietnam. Wir sind uns sicher, dass Helmuth mit seiner Kamera viele großartige Momente auf faszinierenden Fotos festgehalten hat. Die Fotografie ist nämlich Helmuths große Leidenschaft. Sein Können und seine Kreativität konnten wir während der Sommerakademie am Bodensee erleben, da Helmuth uns einige Tage aktiv als Fotograf unterstützte.

Doch wer sich nun denkt, dass Helmuth sicher als Fotograf durch die Weltgeschichte reist, liegt nicht ganz richtig. Einige Zeit arbeitete er bei einem mittelständischen Unternehmen in der Nähe von Heilbronn in der industriellen Forschung und beschäftigte sich mit Polyurethan-Neuentwicklungen für zukünftige Oberflächenanwendungen im Automobil- und Möbelbereich.

Inzwischen ist Helmuth jedoch wieder in seine Heimatstadt Balingen zurückgekehrt und ist sehr froh darüber. Er arbeitet in Tübingen bei der Firma CHT, und konzentriert sich auf den Umstieg von konventionellen auf digitalen Textildruck. Nach fünf Jahren in der zentralen Forschung und Entwicklung wechselte er in die Anwendung und unterstützt nun Kunden weltweit. Laut Helmuth helfen ihm die jahrelangen multikulturellen Erfahrungen, die er durch TiL sammeln konnte, besonders im internationalen Kundenkontakt.

Helmuth steht der TiL-Gemeinschaft gerne mit Rat und Tat zur Seite, ob es um ein Chemiestudium oder die Stipendien bei Fulbright, dem DAAD und Vodafone geht. Wir wünschen ihm weiter alles Gute!

. . . Mehmet Doymaz?

Mehmet aus dem Jahrgang 2009 hat 2012 sein Abitur bestanden und ist direkt danach ins Studium gestartet – Chemieingenieurwesen und Verfahrenstechnik am KIT in Karlsruhe sollte es sein. Inzwischen hat er seit Januar 2020 seinen Master erfolgreich abgeschlossen. Gemeinsam mit der Daimler AG und dem Fraunhofer Institut arbeitete Mehmet in seiner Abschlussarbeit im Forschungsbereich der alternativen Antriebstechnologien – ein Thema, dass gleichzeitig auch eine große Leidenschaft von ihm ist.

Während seinem Studium wurde Mehmet vom ‚Geh deinen Weg‘-Stipendium und der Hans-Böckler-Stiftung unterstützt, bei Letzterer war er in der Karlsruher Regionalgruppe aktiv. Die Auslandserfahrung hat bisher auch nicht gefehlt: Mehmet konnte durch Fulbright vier Wochen lang den amerikanischen Lebens- und Studienalltag in Kentucky kennenlernen und besuchte einen im Sommer 2016 Sprachkurs der Hans-Böckler-Stiftung in Paris. Im Sommer 2018 zog er vorübergehend nach Nancy in Frankreich, um dort ein Semester lang das Leben als Erasmusstudent kennenzulernen. Danach zog es ihn nach Stuttgart, um sein Praktikum im Bereich der Brennstoffzellentechnologie bei der Daimler AG zu machen. Zur Entspannung nebenher sind ebenfalls weiterhin private Reisen eingeplant, so erkundete Mehmet bereits Frankreich, Italien, Österreich, die Schweiz, die Niederlande oder auch Deutschland.

Obwohl Mehmet natürlich viel Zeit in sein Studium investierte, engagiert er sich sozial und gründete zusammen mit zwei weiteren Alumni, Yaroslav Yakubov und Ivo Georgiev, den gemeinnützigen Verein und die Hochschulgruppe „Sprungbrett Bildung e.V.“ in Karlsruhe, in dem er weiterhin sehr aktiv ist. Der Verein unterstützt sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche von Brennpunktschulen mit (meist) Migrationshintergrund. Das Team legt Wert auf schulische und persönliche Entwicklung durch kostenlose Nachhilfe und ein ideelles Programm, also beispielsweise Ausflüge und Workshops. Neu dieses Jahr war erstmals auch die Aufnahme von Jugendlichen aus Vorbereitungsklassen, die erst seit Kurzem in Deutschland leben. Mehmet und die anderen Aktiven bei „Sprungbrett Bildung“ erhoffen sich, „dass wir sie mit unserem Engagement sehr gut in unsere Gesellschaft integrieren können“.  Auch die anderen Mitglieder des Vereins sind meist TiL-Alumni oder noch Stipendiat*innen aus dem Raum Karlsruhe. Hilfe ist natürlich immer willkommen – unter → info@sprungbrett-bildung.de gibt es weitere Informationen.

Eine besonders tolle Bestätigung erhielt das Team um Mehmet im März 2017. Mehmet schreibt dazu: „Mit dem Projekt ‚Bildung mit Vertrauen‘ haben wir uns mit unserem Verein für ‚DeinDing‘ beim Jugendbildungspreis Baden-Württemberg 2016 beworben. Von 101 Projekten gehörten wir zur engeren Auswahl und wurden zur Preisverleihung nach Stuttgart eingeladen. Zu unserer großen Freude belegten wir mit unserem Projekt den dritten Platz! Gemeinsam mit drei Schützlingen, einigen Alumni und unseren Vereinsmitgliedern nahmen wir den Geldpreis in Höhe von 1000 € und die Sieger-Urkunde persönlich entgegen. Mit dem Geld werden wir nun neue Veranstaltungen starten und unsere Flyer und Broschüre aktualisieren.“

Herzlichen Glückwunsch an die teilnehmenden (ehemaligen) TiLer und natürlich vielen Dank besonders an Mehmet für seine erhaltene Nähe zum Programm.

. . . Thanaseela Thanabalasundaram?

Seitdem Thanaseela aus dem TiL-Jahrgang 2010 im Oktober 2014 angefangen hat, in Heidelberg Medizin zu studieren, hat sich in ihrem Leben Einiges getan. Die unschuldigen Zeiten als ‘Ersti’ sind lange vorbei, kommen ihr aber “wie gestern” vor und sind voller schöner Erinnerungen. Die ersten zwei Jahre arbeitete Thanaseela darauf hin, das Physikum zu bestehen – die erste große Herausforderung ihres Lebens, die auch damit verbunden war, gewisse Grenzen zu erfahren. Auch nach dem Physikum ließ der Leistungsdruck nicht nach. Doch die klinischen Semester beflügelten ihr Interesse und ihre Motivation und führten Thanaseela vor Augen, weshalb sie sich für das Studium der Humanmedizin entschieden hatte. Die TiL-Alumna ist inzwischen im siebten Semester im chirurgischen Block und ist gespannt auf die neuen bevorstehenden Eindrücke in der Chirurgie.

Neben ihrem Studium ist Thanaseela auch ehrenamtlich aktiv bei ‘Studieren ohne Grenzen’. Durch die Hochschulgruppe erlebte sie eines ihrer Studienhighlights kurz vor dem ersten Staatsexamen: gemeinsam mit ihren Freunden, der Hochschulgruppe und einer Gruppe tamilischer Kinder stellte sie ein Tanzschauspiel in Heidelberg auf die Beine. Die zweistündige Show brachte Einnahmen für ein gemeinnütziges Projekt in Sri Lanka. Thanaseelas Freude am Tanzen ist ungebrochen: “Ich denke darüber nach, einen kleinen Tanzverein zu gründen, der genau den Leitgedanken tragen soll, den ich vermitteln möchte. Wir setzen unsere Kompetenzen und Fähigkeiten dafür ein, um anderen Menschen egal in welcher Form zu helfen. Der Spaß kommt dabei nie zu kurz und die Vorbereitungen für das nächste Tanzschauspiel Anfang 2018 laufen auch schon.”

Aktuell steht ein weiterer Lebensabschnitt für Thanaseela bevor: nach dem laufenden Wintersemester wird sie ein Freisemester absolvieren, in dem sie ihre Famulaturen – in anderen Bereichen auch ‘Praktika’ genannt 🙂 – absolvieren wird, um damit praktische Erfahrungen insbesondere im Ausland zu sammeln. Gleichzeitig wird es dann auch Zeit, sich um eine Doktorarbeit zu kümmern. Thanaseelas Interessen sind bisher vor allem in den Themenbereichen Global Health und Tropenmedizin und sie hofft, auf eine für sie ansprechende Promotionsstelle zu stoßen. Wir hoffen das natürlich auch für sie!

Ist auch dieser Schritt geschafft, dauert es nur noch ein Jahr bis zum zweiten Staatsexamen und dann geht der Berufsalltag für Thanaseela los! Sie sagt: “Noch fühle ich mich nicht für den Beruf als Ärztin bereit, denke aber, dass die Reife im Lauf der nächsten Jahre kommt und mich für den Berufsalltag wappnet.”

Das Studium jedenfalls hat Thanaseela einmal mehr gezeigt, wie unterschiedlich Menschen sein können, und sie vor ernsthafte Herausforderungen gestellt. Ihre Ansichten konnte sie aus eigener Sicht ebenfalls an einigen Stellen bereichern und es gab – entgegen aller Befürchtungen – nie etwas zu verlieren. Thanaseela ist schon gespannt, was die kommenden Jahre und Monate für sie bereithalten und wir wünschen ihr viel Erfolg bei den anstehenden Entscheidungen!

. . . Tuba Aini?

Tuba Aini aus dem TiL-Jahrgang 2010 beendete 2013 erfolgreich das Abitur und begann im Anschluss direkt mit ihrem Studium der Zahnmedizin an der Goethe Universität Frankfurt (Main). Mittlerweile studiert sie im siebten Semester: „Endlich! Das bedeutet nämlich für mich: Adieu „Phantompuppen“ und Plastikzähne und hallo erster Patient. In diesem Semester werde ich alles, was ich zuvor an Theorie gelernt und an den „Phantomköpfen“ geübt habe, an Patienten durchführen.“

Für Tuba und ihre Kommiliton*innen bedeutet dies nach der Terminvereinbarung strikte Partnerarbeit in der Behandlung: da die Studierenden noch keine Vorerfahrung mit echten Patient*innen haben, beschränkt sich die Arbeit einerseits auf die sogenannte konservierende Zahnheilkunde: „Das heißt bohren, Karies entfernen, Zahn füllen, Wurzelkanalbehandlungen, professionelle Zahnreinigungen und so weiter“, sagt Tuba. Andererseits ist es entscheidend, dass der behandelnde Partner nach jedem Schritt, der erfolgreich ausgeführt wurde, den entsprechenden verantwortlichen beaufsichtigenden Zahnarzt holt, der alles absegnet. Ebenso muss Tuba natürlich selbst auch für ihre Studienpartnerin die Assistenz „spielen“.

Bis zur Behandlung an Patienten war es für Tuba ein weiter Weg: in den ersten drei Semestern belegte sie noch zusammen mit den Humanmedizinern Kurse in Anatomie, Chemie, Physik, Biochemie und Physiologie. Zusammen mit den vierten und fünften Semestern war dies der vorklinische Abschnitt des Studiums. Das letzte Jahr der Vorklinik wird dann aber bereits in der Zahnklinik absolviert, und die Vorbereitung auf das Physikum, also das erste Staatsexamen, laufen sowohl theoretisch als auch praktisch auf Hochtouren. Seit dem Frühjahr 2017, dem sechsten Semester, ist Tuba im klinischen Studienabschnitt und wurde auf die bevorstehende Behandlung an den Patient*innen vorbereitet. Bereits zu dem Zeitpunkt dürfen die ‚Zahnis‘ auch Patient*innen röntgen (Tuba: „Was die Humanmediziner nicht dürfen!“). Tuba findet „erstaunlich, wie viel man innerhalb eines Jahres in der Zahnklinik lernt und dann direkt auf die Patienten losgelassen wird“. Die Patient*innen in der Zahnklinik wissen, dass die behandelnden Studierenden sich noch in der Ausbildung befinden, „dennoch sehen sie jeden, der weiß gekleidet ist  – also uns Studierende auch -, als ‚Götter in Weiß‘ und vertrauen uns. Man trägt also große Verantwortung als Behandlerin!“

Ihren Studienalltag empfindet Tuba als recht schulähnlich, der Stundenplan sei stets prall gefüllt und mit Anwesenheitspflicht und den festen Unterrichtszeiten gibt es nicht so viele Freiheiten, wie man denken könnte. Doch: „Das Gute ist, dass man jede Menge praktisch arbeitet, sodass die Zeit relativ zügig vergeht.“

Bis zur „fertigen“ Zahnärztin liegt für Tuba dennoch noch ein Stück Weg vor ihr: „Das Studium geht insgesamt elf Semester plus zwei weitere Jahre Assistenzzeit. Das Studium ist kein Zuckerschlecken, aber es macht wirklich Spaß! Ich kann mir anschließend dann gut vorstellen, in die Oralchirurgie zu gehen, aber bis dahin ist ja noch etwas Zeit.“ Wir wünschen ihr weiterhin viel Freude und Erfolg auf dem Weg zur Zahnärztin!

 

. . . Denis Vuckovac?

Denis gehört zu einem der ersten „Talent im Land“ Jahrgänge, er wurde 2004 in die Förderung aufgenommen und hat 2007 sein Abitur gemacht. Direkt nach seinem Abitur war er 2007 für fünf Wochen mit Fulbright in Kalifornien, wo er einige seiner engsten Freunde kennen gelernt hat – und über dessen Alumniverein er acht Jahre später seine Freundin kennen lernen sollte. Direkt im Anschluss an „die unglaubliche Zeit in den USA“ begann er dann sein Studium am Karlsruhe Institut für Technologie, damals allerdings noch Universität Karlsruhe (TH). (Für Denis ein deutliches Anzeichen, alt geworden zu sein.) Da er sowohl technisch als auch wirtschaftlich interessiert war, entschloss er sich dafür, Wirtschaftsingenieurwesen zu studieren. Gut gefallen haben ihm dabei Unterschiedlichkeit und Abwechslungsreichtum der verschiedenen Lehrveranstaltungen: von Werkstoffkunde über Programmieren bis hin zu Finanzwirtschaft und Konjunkturtheorie. Vielfältig war auch die Wahl seiner Auslandsaufenthalte: Denis war jeweils für ein Semester in Singapur und Kalifornien. Speziell ersteres hat ihm sehr gut gefallen! Er sagt: „Singapur selbst ist ein unglaublich vielfältiges und dynamisches Land, was so wahrscheinlich einmalig auf der Welt ist.“ Und auch hier hat Denis wieder einige Freunde, diesmal aus der ganzen Welt, fürs Leben getroffen: „Und erstaunlicherweise hält der Kontakt!“ Schon seit 2010 schafft er es, sich regelmäßig mit diesem Freundeskreis zu treffen, allerdings inzwischen etwas seltener als noch zu Studienzeiten.

Vielfältig waren auch Denis beruflichen Tätigkeiten. So absolvierte er Praktika in der Automobilwirtschaft („Jeder im Ländle sollte das mal gemacht haben, oder?“) und Energiewirtschaft. Speziell letztere Tätigkeit im Rheinland hat ihm sehr gut gefallen. Dabei hat er Methoden aus der Finanzwirtschaft genutzt, um den Wert von ganzen Kraftwerken auf Basis unterschiedlicher Szenarien bis zum Jahre 2020 („was inzwischen gar nicht mehr so weit weg scheint … Denis = alt“) zu bewerten. Denis hatte das „Glück“ in dieser Branche zu arbeiten, während es in Japan zum Reaktorunglück in Fukushima kam, was in Deutschland zum Atomausstieg und der Energiewende führte (findet Denis gut), allerdings monatelange Arbeit umsonst machte (fand Denis nicht so gut). So merkte er zu diesem Zeitpunkt zum allerersten Mal die Tücken globaler Energiemärkte kennen, die beeinflusst werden von praktisch allen geopolitischen, meteorologischen sowie ökonomischen Geschehnissen weltweit. Nach dem Studienabschluss entschloss er sich dann jedoch Erfahrungen in der Unternehmensberatung zu sammeln. Hierbei wurde er in wenigen Monaten auf Projekte bei den unterschiedlichsten Unternehmen „verkauft“, lernte viel, arbeitete aber vor allem auch sehr viel. Weil Denis der Meinung war, das wäre zu viel Arbeit gewesen, entschloss er sich im Anschluss sein Glück wo anders zu suchen – auch wenn er, wie er schreibt, am liebsten „direkt in Rente“ gegangen wäre, aber so alt ist er nun wirklich nicht… 🙂

Denis arbeitet heute in der Schweiz an der ETH Zürich als Doktorand und forscht zu den Themen „Internet of Things“, also grob dem Verschmelzen der digitalen mit der physischen Welt. Das Doktorat ist anders als häufig sehr praxisnah und weniger theoretisch ausgelegt (sofern das denn möglich ist). Das sonst übliche Problem, im „Elfenbeinturm“ zu sitzen hat Denis daher weniger – was für ihn eine wichtige Grundvoraussetzung war, als er sich zu diesem Schritt entschieden hat. Konkret hat Denis in den letzten Jahren zusammen mit zwei Masterstudenten eine mobile Self-Checkout App entwickelt, die es Nutzern erlaubt Produkte in einem Kiosk nur über das Smartphone zu bezahlen und so die Schlange an der Kasse zu überspringen. Die App wurde an mehreren „Convenience Stores“ am Hauptbahnhof Zürich getestet und erfreut sich bei Nutzern großer Beliebtheit, was man an der hohen Zahl wiederkehrender Nutzer sowie an der Regelmäßigkeit ihrer Einkäufe gut erkennen konnte. Eine Zunahme an Warenschwund haben sie außerdem erfreulicherweise während der Pilotphase nicht feststellen können. Die Arbeit an der Uni ist von sehr viel Freiheit geprägt, „was Fluch und Segen zugleich ist“, da man sich häufig verloren vorkommt. Denis ist aber inzwischen im letzten Jahr seiner Promotion angekommen und sollte, wenn alles nach Plan verläuft, im Mai 2018 fertig sein – die Ziellinie ist also bereits in Sicht.

Noch dazu befasst sich Denis sowohl privat als auch beruflich nun schon seit fast zwei Jahren immer mehr mit der Blockchain, also der Sicherheit durch kryptografische Verkettung, und glaubt fest daran, dass Projekte wie beispielsweise Ethereum ein Riesenpotential haben, das Internet der Zukunft sowie unser Wirtschaften grundlegend zu verändern. Falls andere Stipendiaten oder Alumni in dem Themenbereich interessiert sind, würde sich Denis freuen, wenn sie sich bei ihm melden, um Meinungen und Ansichten auszutauschen.

An Zürich und die Schweiz hat er sich inzwischen gewöhnen können, es ist allerdings auch nicht das erste Mal, dass sich Denis in einem neuen Land integrieren musste. 🙂  Allerdings hatte er das beim ersten Mal etwas leichter in Erinnerung: „Ist wohl auch so etwas, was mit dem Alter nicht leichter wird.“ Seit Denis’ Freundin aus Berlin zu ihm nach Zürich gezogen ist und beide auch deutlich häufiger ihre Wochenenden damit verbringen, die Schweizer Berge und Seen zu erkunden, fühlt es sich aber schon deutlich mehr nach „Zuhause“ an.

Wir sind uns sicher, dass das noch mehr wird, und wünschen Denis für seinen weiteren Weg viel Erfolg, weiterhin viele TiL-Begegnungen und auch Gelassenheit in Bezug aufs Älterwerden. 🙂

. . . Robert Weis-Banaszczyk?

Robert bei einer seiner vielfältigen Dirigententätigkeiten.

Robert aus dem Jahrgang 2005 machte 2010 sein Abitur und wusste bereits, dass er direkt danach ein Musikstudium angehen wollte, denn auch in der Schule hatte er bereits Dirigierunterricht erhalten. Um sich auf die Aufnahmeprüfung für das Studium vorbereiten zu können, genehmigte sich Robert zunächst ein „Sabbatjahr“, bei dem er durch ein FSJ Kultur tiefe Einblicke in eine Musikschule im hessischen Bad Nauheim bekam. Zusätzlich gab Robert Nachhilfe, um auch erste pädagogische Erfahrungen für sein zukünftiges Lehramtsstudium zu sammeln.

Im Juni und Juli 2011 wurde es dann ernst: die Aufnahmeprüfungen in Stuttgart und Würzburg standen an. Nachdem ihm beide Musikhochschulen Studienplätze anboten, entschied Robert sich für Stuttgart und begann sein Schulmusik-Studium mit Kontrabass im Hauptfach. Seit 2015 setzt er dieses Studium an der Musikhochschule Mannheim mit dem Schwerpunkt Musikpädagogik und dem Leistungsfach Dirigieren fort. Neben der Hochschule ist Robert in verschiedenen musikalischen Bereichen aktiv, als Kontrabassist beispielsweise als festes Mitglied beim Heilbronner Sinfonieorchester und als Aushilfsspieler in Orchestern in Baden-Baden, Mannheim, Tübingen und am Bodensee. Zudem ist Robert seit Anfang des Jahres als Dirigent des Collegium Musicum Ludwigshafen tätig und er kooperiert regelmäßig mit dem Sinfonischen Orchester Klangattacke in Heilbronn. Letztes Jahr wurde ihm außerdem eine besondere Ehre zuteil: bei der Landesgartenschau in Öhringen sollte ein Komponist sein eigenes Konzert dirigieren, fiel jedoch kurzfristig aus – und Robert sprang ein. 🙂 Auch bei Benefizveranstaltungen ist Robert immer gern dabei, er engagiert sich im Jugendbereich und unterrichtet an der Musikschule Unterer Neckar Kontrabass und im Bereich der Ensemblearbeit.

Robert mit dem Sinfonischen Orchester ‘Klangattacke’.

Doch damit nicht genug – ein eigenes Projekt stand bereits früh im Studium an: „Der nächste Schritt war mein Vorhaben, ein eigenes studentisches Kammerorchester aufzubauen. Das ist aus meiner Sicht ein sehr schwieriges Unterfangen, da man zwar kurzfristig immer ein paar seiner Studienfreunde für ein einzelnes Projekt zusammentrommeln kann. Aber ein Orchester längerfristig am Leben zu erhalten braucht sehr viel Vorbereitung, eine Leitidee, die langfristig motivieren kann, und vor allem viel Unterstützung von außerhalb.“ Die TiL-Verbindung kam Robert hierbei zugute: aus einem Auftritt bei der TiL-Festveranstaltung des Jahrgangs 2012 gründete sich das aus baden-württembergischen Musikstudierenden bestehende EGO Kammerorchester. Robert ist in der Organisation und Leitung tätig und kann eine professionelle CD-Aufnahme, diverse Förderungen und regelmäßige Auftritte vorweisen.

Robert sieht TiL als einen der ermöglichenden Faktoren für seine musikalische Karriere: „da sonst für mich der Instrumentalunterricht (Kontrabass, Klavier, Kurse für Dirigieren und Kontrabass) nicht in diesem Umfang möglich gewesen wäre, ich viele Reisen – wie erst kürzlich nach China mit der Bläserphilharmonie Baden-Württemberg – die mich bis heute prägen, nicht hätte machen können und viele tolle Bekanntschaften, die ich bis heute pflege, nicht gemacht hätte.“

 

. . . Rebecca Hasseli?

Rebecca ganz in ihrem Element.

Rebecca aus dem TiL-Jahrgang 2006 hielt schon während ihrer Schulzeit aktiv Ausschau nach einem späteren Berufsziel und kam während unterschiedlicher Praktika in diversen Kliniken zu dem Schluss, dass ein Medizinstudium genau ihren Interessen und Stärken entspricht. Den Wunsch vieler TiL-Stipendiat*innen, ein Medizinstudium zu ergreifen, beschreibt Rebecca folgendermaßen: „Wenn man innerhalb einer Gruppe von TiLern einen Stein in die Luft werfen würde, würde es mit 60% Wahrscheinlichkeit einen zukünftigen Mediziner treffen“ – eine Aussage, die auch auf sie selbst zutrifft 🙂 Nach einem dreimonatigen Pflegepraktikum im Katharinenhospital in Stuttgart zog Rebecca für das Studium nach Gießen in Hessen, da man zu der Zeit noch Studiengebühren in Baden-Württemberg bezahlte.

Von 2010 bis 2016 studierte sie also an der Justus-Liebig-Universität und schloss das Studium in Regelstudienzeit ab. Eine große Unterstützung während des Studiums war das Stipendium der Hans-Böckler-Stiftung, durch die Rebecca die ganze Studienzeit über gefördert wurde. In ihrem fünften Semester, 2012, begann Rebecca bereits mit ihrer Doktorarbeit am Max-Planck-Institut in Bad Nauheim mit dem Schwerpunkt „Lungenregeneration“. Da sich die Arbeitsgruppe nach eineinhalb Jahren auflöste, musste Rebecca die Promotion leider abbrechen – doch sie nennt es Fluch und Segen zugleich: Auf der Suche nach weiteren Themen, die sie interessieren könnten, stieß Rebeca auf die Rheumatologie und begann eine Doktorarbeit am Franz-Groedel-Institut in Bad Nauheim im Bereich der experimentellen Rheumatologie. Sie konnte schnell Fuß fassen, da sie bereits Vorkenntnisse im Labor hatte. Die Daten der Doktorarbeit konnte Rebecca bereits auf mehreren nationalen und internationalen (u.a. in den USA und innerhalb der EU) Kongressen präsentieren. Das internationale dreijährige Graduiertenkolleg „Molecular biology and medicine of the lung“, das sie bereits während der ersten Promotionsarbeit begonnen hatte, schloss Rebecca 2015 erfolgreich ab.

Seit August 2016 ist Rebecca nun als Ärztin tätig und ist der Rheumatologie treu geblieben. Zu Berufsbeginn wagte sie einen erneuten Umzug in die Ferne und zog nach Lübeck, wo sie als Ärztin in der Universitätsklinik für Rheumatologie arbeitete. Sie war auch am Aufbau der Klinik beteiligt, da es zuvor keine eigenständige Rheumatologie in Lübeck gab. Doch Rebeccas akademische Karriere ist noch nicht abgeschlossen – da sie habilitieren möchte, wagte sie den Wechsel zurück nach Bad Nauheim, wo sie nun in einer der größten Kliniken für Rheumatologie bundesweit tätig ist. Neben der Arbeit in der Klinik betreibt Rebecca Lehre und Forschung. Bis zum Facharzt und zur Habilitation ist es noch ein langer Weg, aber Rebecca ist überzeugt: „wir TiLer geben nie auf.“

Rebecca bei der TiL-Sommerakademie am Bodensee.

Ihre Nähe zu TiL war auch noch lange nach dem Abschluss ihres Stipendiums zu spüren- drei Mal war sie Assistentin für den Medizinkurs bei der Sommerakademie. Kursleiter Dr. Jörg Klug, der an der Universität in Gießen lehrt, kannte Rebecca auch schon aus ihren Anatomieseminaren. Mit einigen der Kursteilnehmer*innen steht sie auch noch immer in Kontakt. Und natürlich kamen nach alter TiL-Manier auch die ehrenamtlichen Tätigkeiten nie zu kurz: neben dem Studium war sie in der Initiative ‚Medinetz Gießen‘ tätig, einem bundesweiten Netzwerk, das sich um die medizinische Versorgung von Menschen ohne Aufenthaltstitel kümmert – was aber nicht bedeutet, dass Studierende die Patienten behandelt. Viel mehr agieren Freiwillige wie Rebecca als Vermittler*innen und sorgen entweder für eine kostenlose Behandlung oder durch eine Finanzierung von Spenden. Zusätzlich war Rebecca im Arbeitskreis ‚Ethik in der Medizin‘ tätig, ein Aspekt, der ihrer Meinung nach während des Studiums viel zu kurz kommt. Ziel des Arbeitskreises ist es, die Medizinstudenten vor dem Klinikalltag auf ethisch kritische Fälle anhand realer Erfahrungen vorzubereiten und gezielt die Kommunikation in solchen Situationen zu trainieren. Auch für das Seminarprogramm der Hans-Böckler-Stiftung organisierte Rebecca ein Wochenende rund um die Thematik. Aber damit noch nicht genug – außerdem hat Rebecca noch der Initiative ‚ArbeiterKind.de‘ unter die Arme gegriffen, bei der junge Menschen aus Arbeiterfamilien für das Studium motiviert werden und vor allem zu Beginn unterstützt werden. Viele junge Menschen müssen sich heute noch die Unterstützung der Familie für ein Studium erkämpfen und stoßen dabei oft auf Widerstand. Dies soll dadurch verändert werden. All die Engagements konnte Rebecca in letzter Zeit aufgrund der vielen Ortswechsel leider nicht fortsetzen, strebt dies nach Eintreten einer alltäglichen Routine wieder an. Sie sagt: „Wir können uns glücklich schätzen, dass wir durch TiL unterstützt werden/wurden. Das möchte ich auch weiterhin an die Gesellschaft zurückgeben. Noch immer zehre ich von den tollen Erfahrungen, die ich bei TiL machen durfte und empfehle jedem, sich zu bewerben. Einige meiner besten Freunde gehören zur TiL-Familie.“

Wir bedanken uns bei Rebecca für die Spuren, die sie bei TiL hinterlassen hat und den Einblick in ihr Leben und wünschen ihr – beruflich und privat – nur das Beste!