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TiL im Gespräch: „Irgendwie gleich – und doch ganz anders?!”

Talent im Land (TiL) feiert seinen 20. Geburtstag weiter – und die Online-Gespräche gehen in die dritte Runde!

Nach einem spannenden Gespräch im Mai rund um das Thema „Gleiche Chancen für alle?“ mit Dr. Ulrike Leikhof und Prof. Dr. Gabriele Weigand und einer anregenden Diskussion im Juli zu der Frage „Vorbild oder Feigenblatt?“ mit Lisa Graf und Katja Urbatsch, werfen wir in unserer dritten Gesprächsrunde den Blick auf die Landschaft der Schülerstipendienprogramme in Deutschland:

„Irgendwie gleich – und doch ganz anders?! – Schülerstipendien in Deutschland: Visionen für eine fairere Bildung!“ diskutieren wir am kommenden Donnerstag, den 21. September von 18:00 Uhr bis ca. 20 Uhr auf Zoom.

Neben Talent im Land gibt es weitere Stipendienprogramme für Schüler*innen in Deutschland. Was unterscheidet und was vereint all diese Programme? Welches Ziel hat die Förderung? Wie wird gefördert?

Diese und weitere Fragen diskutieren wir mit Stefanie Lüke, der Projektleitung für Netzwerkarbeit beim Studienkompass, Friederike Chudaske, der stellvertretenden Programmleitung der NRWTalente, Jeanette Rau, der Landeskoordinatorin Baden-Württemberg der START-Stiftung, Andrea Dutzek, der Projektleiterin für „grips gewinnt“ der Joachim Herz Stiftung sowie Andreas Germann und Noreen Eberle von Talent im Land Baden-Württemberg. Am Ende bleibt Zeit für Fragen und Anmerkungen aus dem Publikum. Erika Magyarosi wird wieder die Moderation übernehmen.

Wir laden herzlich dazu ein. Die Teilnahme ist kostenlos und ohne Anmeldung möglich, einfach → diesem Link folgen.

Die beteiligten Förderprogramme:

  • Der Studienkompass fördert und begleitet Jugendliche aus nichtakademischen Familien durch Beratung und Seminarangebote bei der Wahl ihres Studiums, um damit eine chancengerechtere Berufsorientierung zu gestalten.
  • Die NRWTalente unterstützen vor allem Jugendliche aus nichtakademischen Familien aus dem Ruhrgebiet, der Region Aachen und Ostwestfale-Lippe ab der achten Klasse durch ein Bildungsprogramm, persönliche Beratung und bildungsbezogene materielle Förderung bis zu ihrem Schulabschluss.
  • Die START-Stiftung fördert bundesweit Jugendliche mit Migrationsgeschichte finanziell, durch individuelle Betreuung, ein Bildungsprogramm in den drei Jahren vor ihrem Schulabschluss.
  • grips gewinnt“ unterstützt motivierte Schüler*innen aus Hamburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein, die vor Hürden stehen, finanziell, durch individuelle Beratung und Seminare auf ihrem Weg zum Abitur/zur Fachhochschulreife.
  • Talent im Land fördert seine Stipendiat*innen durch persönliche Beratung. finanziell und durch Bildungsangebote. Bei TiL werden begabte Jugendliche unterstützt, die aufgrund ihrer sozialen Herkunft Hürden zu überwinden haben. Das Programm gibt es in unterschiedlicher Trägerschaft in Baden-Württemberg und Bayern.

Am 21. Oktober 2023 wird es im Rahmen der TiL-Jubiläumsfeier eine letzte Gesprächsrunde geben. Dabei geht es um die Frage: Was macht TiL zu TiL? Stipendiat*innen und Alumni tauschen sich dazu aus, was den TiL-Spirit ausmacht und warum die Förderung von TiL so besonders ist. Diese Gesprächsrunde wird aufgezeichnet.

Weitere Informationen zum Jubiläum und die Aufzeichnungen der bisherigen Gesprächsrunden sind → hier zu finden.

 

Absolvent*innenabschied 2023

Mitte Juli feierten 50 TiLer*innen ihre Abschlüsse und den Beginn eines neuen, spannenden Lebensabschnitts in der Alten Aula in Tübingen. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge feierten sie ihre Schulabschlüsse: Denn nicht nur die Schulzeit neigte sich dem Ende zu, auch die Zeit als aktive Stipendiat*innen. Die beiden Absolventen Arif Gözüdok und Schiwan Mansur stimmten mit einem traditionellen Musikstück an der Gitarre und an der Oud in den Abend ein. Im Namen der Baden-Württemberg-Stiftung beglückwünschte Annegret Trettin die frischgebackenen TiL-Alumni zu diesem Meilenstein ihres persönlichen Bildungswegs. Sie drückte ihre Bewunderung für das Durchhaltevermögen der Absolvent*innen aus und lobte die besondere TiL-Atmosphäre und ihre Gemeinschaft – die auch nach dem Stipendium bestehen bleiben kann. Im Namen der Josef-Wund-Stiftung wünschte Petra Wund den TiLer*innen alles Gute für ihre Zukunft, sowie Mut und Gelassenheit für die kommende Zeit.

Der Absolvent*innenabschied ist eine gute Gelegenheit für alle Wegbegleiter*innen und Gäste, ein bisschen TiL-Luft zu schnuppern. Einen Einblick in die vielfältigen Talente der TiL-Familie gaben einige der Noch-Stipendiat*innen: Tara Marx und ihre Schulfreundin Annika Hader verzauberten mit ihrer Geige und Cello. Asma Rahimi und Onil Malki resümierten ihre Zeit bei TiL und versuchten das Besondere von TiL und den TiL-Spirit zu beschreiben. Fatima Akhtari und Wajiha Essa brachten Stimmung in den Saal mit ihrer K-Pop-Tanzperformance, Beyza Ünlü beeindruckte die Gäste mit einem kreativen Timelaps-Video über das Ankommen türkischer Gastarbeiter*innen in Deutschland.  Arif Gözüdök stand noch einmal auf der Bühne und begeisterte mit einem selbstgeschriebenen Song über TiL.

Einen Einblick, wie es nach der Schulzeit weitergehen kann, gaben TiL-Alumni Elma Alagić und Paula Bauer mit ihren Beitrag „Von der Schule in die weite Welt: Ein Ausblick“. Zwei der unendlich vielen Möglichkeiten, die den Absolvent*innen nun offenstehen, wurden hier vorgestellt: ein Medizin-Studium in Heidelberg und ein Bundesfreiwilligendienst als Rettungssanitäterin. Beide gaben Tipps, die ihnen geholfen haben oder hätten und ermutigten dazu, viele Fragen zu stellen, sich Neues (zu) zu trauen und den Mut zu haben, einen eigenen Weg zu sehen. Aber auch die TiL-Familie soll in der Zukunft der Absolvent*innen nicht zu kurz kommen: TiL-Alumnus Amir Mehmedovski beglückwünschte die neuen TiL-Alumni im Namen des Alumni-Vereins,  stellte die Arbeit des Vereins vor und lud sie ein, sich auch nach dem Stipendium aktiv im Netzwerk im Rahmen des Alumnivereins und darüber hinaus zu engagieren.

Beim abschließenden Stehempfang an einem lauen Sommerabend vor der Alten Aula mit Fingerfood und kühlen Getränken feierten die Absolvent*innen sich, ihre Erfolge und die schöne, gemeinsame Zeit im Programm. Mit Urkunden in der Hand und einer rückblickenden Fotoslideshow auf die Erlebnisse der vergangenen Jahre endete an diesem Tag für 50 TiLer*innen die Zeit im Stipendium, doch TiL begleitet sie hoffentlich noch eine Weile auf die eine oder andere Weise weiter.

TiL im Gespräch (Mitschnitt): Vorbild oder Feigenblatt?

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Bei der zweiten Online-Gesprächsrunde zum 20-jährigen TiL-Jubiläum am 3. Juli diskutierten Katja Urbatsch und Lisa Graf über Stipendienprogramme für Schüler*innen und inwiefern diese politisches Engagement für mehr Bildungsgerechtigkeit in Deutschland vorantreiben oder bremsen können. „Vorbild oder Feigenblatt? – Können Stipendienprogramme für Schüler*innen strukturelle Herausforderungen in Bezug auf Bildungsgerechtigkeit ausgleichen?“ lautete die leicht provokativ gestellte Eingangsfrage, die unter der Moderation von Erika Magyarosi zu einem anregenden und lebhaften Gespräch führte.

Lisa Graf ist studierte Gymnasiallehrerin, setzt sich aktuell aber hauptberuflich als Autorin, Beraterin und Speakerin für mehr Bildungsgerechtigkeit in Deutschland ein. Katja Urbatsch gründete 2008 Arbeiterkind.de – eine Plattform für Schüler*innen und Studierende aus Familien ohne Hochschulerfahrung – und ist Geschäftsführerin der gemeinnützigen Initiative mit inzwischen etlichen Beschäftigten und einem großen Netzwerk an Mentor*innen und vielen Ehrenamtlichen an den 80 Standorten bundesweit.

Nach einer persönlichen Vorstellung der beiden Expertinnen und ihrer Bildungsbiografien erklärten sie zunächst, wie strukturelle Benachteiligung auf Menschen aus nichtakademischen Familien wirkt: Die Bildungswege von Menschen in Deutschland hängen stark von ihrer sozialen Herkunft ab, nicht von ihren persönlichen Talenten und Interessen. In Studien zeigt sich: 79 von 100 sogenannten Akademikerkindern studieren, wohingegen nur 27 von 100 Nicht-Akademikerkindern eine Universität besuchen. Lisa Graf machte den Unterschied zwischen strukturellen und individuellen Problemen deutlich: während die meisten Menschen individuell Herausforderungen zu meistern haben, liegt die Beseitigung struktureller Ungleichheiten nicht in der Macht der Betroffenen.

Als ehemalige Lehrerin berichtet Lisa Graf, wo diese strukturelle Ungerechtigkeit im Schulalltag besonders sichtbar ist. Im deutschen Bildungssystem wird die Mitarbeit der Familie für den Bildungserfolg junger Menschen mit einkalkuliert. Dies zeigt sich z.B. bei der Erledigung von Hausaufgaben und Langzeitprojekten, aber auch bei der Finanzierung von Lernmitteln. Die Beantragung von Förderung stellt dabei oft eine zu große Hürde dar. Zusätzlich zur erschwerten Teilhabe an Bildung kommt eine beschränkte kulturelle Teilhabe von Kindern aus sogenannten Arbeiterfamilien.

Beide warnten davor, einen Bildungsaufstieg als rein positives Erlebnis zu labeln – denn die Kinder entfernen und entfremden sich dabei immer von ihrer Ursprungsfamilie. Gleichzeitig stellten Katja Urbatsch und Lisa Graf die Bezeichnung „Aufstieg“ in Frage: Er vermittelt ein ganz klares Klassenbild und Ungleichgewicht. Warum werden Ausbildungsberufe als weniger wertvoll betrachtet als die Jobs studierter Menschen? Außerdem wird mit dem Begriff des „Aufsteigers“ und der Aufmerksamkeit auf solche Personen fälschlicherweise suggeriert, dass alle einen solchen Aufstieg schaffen könnten, wenn sie sich anstrengen würden. Versteckt bleiben dabei alle, die am Bildungssystem trotz ihres Potentials scheitern (sog. Survivorship-Bias).

Die Titelfrage, ob Stipendienprogramme für Schüler*innen wie Talent im Land dadurch, dass sie eine wichtige Aufgabe des Staates übernehmen, nicht auch den Druck für Veränderung verringern könnten, beantworteten beide differenziert, aber klar: Stipendienprogramme wie TiL, aber auch die Arbeit von Arbeiterkind.de oder der beiden Gäste als Autorinnen oder Personen der Öffentlichkeit, rücken das Thema Bildungsungerechtigkeit in Deutschland in den Fokus. So lange das Problem noch nicht behoben ist, gibt es also keine andere Möglichkeit, als weiterzumachen – und so viele Schüler*innen zu fördern, wie es möglich ist. Außerdem beobachtet Katja Urbatsch, dass sich oft ehemalige Schülerstipendiat*innen als Mentor*innen und Multiplikator*innen für einen Wandel einsetzen oder eigene Initiativen gründen.

Zum Schluss blieb noch Zeit zum Teilen eigener Erfahrungen und für anregende Diskussionen. Die beiden Gäste ermutigten alle Stipendiat*innen dazu, sich zu trauen, andere nach Unterstützung zu fragen und sich auch als Erwachsene zu trauen, etwas ganz Neues beginnen zu lernen.

Habt ihr die Gesprächsrunde verpasst oder möchtet sie noch einmal anhören? Dann könnt ihr das hier tun.

Wir freuen uns auf die weiteren Gesprächsrunden mit erneut spannenden Fragestellungen und interessanten Gästen!

TiL im Gespräch: Vorbild oder Feigenblatt?

TiL wird in diesem Jahr 20 Jahre alt! Im Rahmen unseres Jubiläumsjahres möchten wir deshalb in den Austausch gehen. In vier Online-Gesprächsrunden mit Gästen aus Wissenschaft und pädagogischer Praxis, aber auch mit Stipendiat*innen und Alumni möchten wir unterschiedliche Perspektiven auf faire Bildungschancen in Deutschland und auf das Stipendienprogramm selbst kritisch diskutieren. Gleichzeitig gibt es Raum für die Zuschauenden, Fragen zu stellen oder ihre Sichtweisen zu teilen.

Am 3. Juli um 18 Uhr auf Zoom geht es in die zweite Runde mit der Frage

“Vorbild oder Feigenblatt?”

Können Stipendienprogramme für Schüler*innen strukturelle Herausforderungen in Bezug auf Bildungsgerechtigkeit ausgleichen?

Stipendienprogramme wie Talent im Land fördern Jugendliche, die auf ihrem Bildungsweg Hürden zu überwinden haben, dabei, ihre Begabungen zu entfalten. Übernehmen sie dabei nicht eigentlich eine wichtige Aufgabe des Staates? Machen solche Programme Bildungsungerechtigkeit eher sichtbar oder verringern sie den Druck für Veränderung? Und welche Ungleichheiten herrschen in Klassenzimmern oder Hörsälen für Kinder von Nichtakademiker*innen?

Solche und ähnliche Fragen, aber auch Lösungsmöglichkeiten und -vorschläge werden Lisa Graf und Katja Urbatsch über Zoom diskutieren. Die Gesprächsrunde wird von Erika Magyarosi moderiert. Wir sind gespannt und freuen uns auch auf Fragen und Anmerkungen aus dem Publikum!

Unsere Gäste:

Lisa Graf ist studierte Gymnasiallehrerin, setzt sich aktuell aber hauptberuflich als Bloggerin, Autorin, Beraterin und Speakerin für mehr Bildungsgerechtigkeit in Deutschland ein. Sie schrieb in ihrem Blog “Meine Klasseüber ihren Schulalltag an einer Brennpunktschule und zeigte damit die strukturellen Ungerechtigkeiten in Deutschland auf. In ihrem Buch “Abgehängt. Von Schule, Klassen und anderen Ungerechtigkeiten” arbeitet sie ihre Erfahrungen als Lehrerin im deutschen Bildungssystem auf und setzt sie in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext. Auch ihre eigene Geschichte als erste Studentin der Familie, lässt sie mit einfließen.

Katja Urbatsch gründete 2008 Arbeiterkind.de – eine Plattform für Schüler*innen und Studierende aus Familien ohne Hochschulerfahrung – und ist seit einigen Jahren Geschäftsführerin des gemeinnützigen Vereins. Für ihren langjährigen Einsatz für mehr Bildungsgerechtigkeit und kulturelle Teilhabe erhielt sie 2018 das Bundesverdienstkreuz. Außerdem schrieb sie das Buch “Ausgebremst: Warum das Recht auf Bildung nicht für alle gilt”, in dem sie sehr anschaulich und prägnant den steinigen Weg der “First Generation Students“ beschreibt, die sich durch die Hochschule bis zum Abschluss durchkämpfen. Auch sie ist die erste Studentin ihrer Familie gewesen.

Der Link zum Online-Gespräch (3.7.23, 18:00 Uhr): https://zoom.us/j/96960713989

 


Die weiteren Termine & Themen von „Talent im Land im Gespräch“:

Ende September: „Irgendwie gleich – und doch ganz anders!?“: TiL im Kontext der Schülerstipendienprogramme in Deutschland

Neben Talent im Land gibt es weitere Stipendienprogramme für Schüler*innen in Deutschland. Welche Zielgruppe haben die Programme und wie sieht die Förderung aus? Was unterscheidet und was vereint sie? Wir wollen sie alle gemeinsam an einen virtuellen Tisch holen und voneinander lernen.

21. Oktober: „Was macht TiL zu TiL?“: Stipendiat*innen und Alumni im Gespräch

Stipendiat*innen und Alumni tauschen sich dazu aus, was den TiL-Spirit ausmacht und warum die Förderung von TiL so besonders ist. Dabei wird das Programm mit anderen, späteren Förderungen verglichen und in einen gesellschaftlichen und persönlichen Kontext gesetzt.

Bereits vorbei: 

Anfang Mai diskutierten Dr. Ulrike Leikhof und Prof. Gabriele Weigand bei einer Online-Diskussion das Thema „Gleiche Chancen für alle? – über den Zusammenhang von sozialem Hintergrund und Zuwanderungsgeschichte auf die Begabungsentfaltung“. Ein Mitschnitt des Gesprächs ist unter dem angegebenen Link verfügbar.

 

Ein Tag an der Staatsoper Stuttgart

Knapp 30 TiLer*innen verbrachten einen spannenden und intensiven Samstag im Juni an der Staatsoper in Stuttgart. Nach einem kleinen Willkommenssnack auf der Probebühne des Orchesters, erkundeten sie in zwei Gruppen das Opernhaus. Dabei konnten die Stipendiat*innen „einen Blick hinter die Kulissen werfen“ – im wahrsten Sinne des Wortes: Mit den beiden Führerinnen besichtigten sie u.a. die verschiedenen Werkstätten des Hauses, die Nebenbühne, den Fundus und die Konigsloge.

Nach einer weiteren Pause konnten sich alle Teilnehmenden bei einem Workshop selbst im Theaterspielen ausprobieren. Dabei stimmten sie sich thematisch schon für die Vorstellung von „Carmen“ ein, die abends gemeinsam besucht wurde. In kleinen Gruppen wurde das erste Szenenbild der Inszenierung weitergespielt oder die Charakterzüge der Hauptfiguren in sich wiederholenden Gesten nachgestellt. Alle hatten viel Spaß und lernten dabei die wichtigsten Figuren und die Handlung des Stücks genauer kennen. Anschließend besuchte die TiLer*innen gemeinsam die Vorstellung „Carmen“. Für viele war dies der erste Besuch einer Oper – also ein ganz besonderes Erlebnis!

Einige der Stipendiat*innen übernachteten gemeinsam in der Jugendherberge in Stuttgart und fuhren nach einem gemütlichen Frühstück am Sonntag wieder nach Hause.

Zusätzlich bot die Workshopleiterin eine Nachbesprechung via Webex an. Hier mussten alle Teilnehmenden einen Gegenstand in ihrem Zimmer suchen, der sie an die Opern-Aufführung erinnert. Anhand der Gegenstände wurden verschiedene Figuren und Requisiten der Inszenierung besprochen und diskutiert. Nach der einstündigen Onlinesitzung konnten alle das Gesehene besser einordnen. Viele TiLer*innen möchten in Zukunft gern wieder eine Oper besuchen.

Lernstoff bewältigen ohne Stress – Online-Seminar zu Lern- und Arbeitsstrategien 2023

Zusätzlich zum allseits beliebten Zeitmanagement-Seminar von Erika Magyarosi wünschten sich viele TiLer*innen ein Seminar zum Thema Lernstrategien. An einem Samstag Mitte Mai war es dann endlich so weit – Erika und 27 motivierte Stipendiat*innen verbrachten einen sonnigen Tag vor dem Laptop, um verschiedene Lerntypen und -strategien, aber auch Lesetechniken kennenzulernen und auszuprobieren.

Nach einer kleinen Einstimmungs- und Vorstellungsrunde reflektierten die TiLer*innen, welche Faktoren ihr Lernen beeinflusst, welche Wirkung u.a. die Lernumgebung und ihre Ressourcen haben, welche Herausforderungen es gibt und welche Lösungen. Anschließend definierten sie, was Lernen überhaupt bedeutet und welche Arten von Lernen es gibt. Am Ende des Vormittags konnten alle Teilnehmenden einordnen, zu welchem Lerntypen sie gehören und welches ihr Arbeitsstil ist.

Darauf aufbauend wurde konkret geübt: Erika stellte bewährte Methoden vor, mit denen das Auswendiglernen leichter gelingt. Alle probierten gemeinsam Strategien der Loci-Methode, indem sie neue Vokabeln oder die Bundespräsidenten Deutschlands lernten. Mit der Loci-Methode wird Gelerntes mit Orten assoziiert und kann so leichter abgerufen werden. Sie gehört zu der sogenannten Mnemotechnik, die viele Strategien vereint, um Gedächtnisleistungen zu erhöhen.

Am Nachmittag widmeten sich die TiLer*innen zielführendem und effizientem Lesen. Nach einer kurzen Definition und einem Überblick über die Stufen des Lesens stellte Erika die SQ 3-4 R-Methode (Survey, Question, Read, Recite und Review) vor, mit der wissenschaftliche Texte sinnvoll gelesen werden können. Aber auch “Lesebremsen” und wie sie gelöst werden können wurden diskutiert.

Nach einem so spannenden und mit wertvollen Tipps gefüllten Tag kann allen zukünftigen Aufgaben nichts mehr im Weg stehen!

TiL im Gespräch: Gleiche Chancen für alle?

TiL wird in diesem Jahr 20 Jahre alt! Im Rahmen unseres Jubiläumsjahres möchten wir deshalb in den Austausch gehen. In vier Online-Gesprächsrunden mit Gästen aus Wissenschaft und pädagogischer Praxis, aber auch mit Stipendiat*innen und Alumni möchten wir unterschiedliche Perspektiven auf faire Bildungschancen in Deutschland und auf das Stipendienprogramm selbst kritisch diskutieren. Gleichzeitig gibt es Raum für die Zuschauenden, Fragen zu stellen oder ihre Sichtweisen zu teilen.

Am 10. Mai starten wir unseren Zyklus mit dem Titel

“Gleiche Chancen für alle?”

Über den Zusammenhang von sozialem Hintergrund und Zuwanderungsgeschichte auf die Begabungsentfaltung.

Alle Kinder in Deutschland haben die Möglichkeit – und die Pflicht –, eine Schule zu besuchen. Trotzdem hängt der Bildungserfolg junger Menschen noch immer von ihrem sozialen Hintergrund ab. Warum ist das so? Wie kann dem entgegengewirkt werden? Und was ist überhaupt Bildungsgerechtigkeit?

Diese und ähnliche Fragen diskutieren Dr. Ulrike Leikhof und Prof. Gabriele Weigand am 10. Mai von 18:00 bis 19:30 Uhr über → Zoom.

Unsere Gäste:

Ulrike Leikhof setzt sich seit vielen Jahren als Bereichsleitung für die Akademien von Bildung & Begabung, dem Talentförderzentrum des Bundes und der Länder, dafür ein, dass Jugendliche unabhängig von ihrer Herkunft gefördert und bei der Entfaltung ihrer Potentiale bestmöglich unterstützt werden. In ihrer Dissertation verfasste sie eine Bestandsaufnahme zu Jugendlichen mit Migrationshintergrund in der Begabungsförderung. Sie bringt also viel Erfahrung sowohl aus der pädagogischen Praxis als auch aus der Forschung mit.

Gabriele Weigand ist Professorin an der Pädagogischen Hochschule in Karlsruhe und forscht u.a. in den Themenfelder Begabungsförderung sowie Schulentwicklung- bzw. Schulbegleitung. Sie ist Koordinatorin der gemeinsamen Initiative von Bund und Ländern „Leistung macht Schule” zur Förderung leistungsstarker und potenziell besonders leistungsfähiger Schülerinnen und Schüler. Im Rahmen dieses Verbunds werden Konzepte und Prozesse initiiert, die eine Förderung unabhängig vom (sozialen) Hintergrund an Schulen etablieren sollen.

Moderiert wird die Gesprächsrunde von Erika Magyarosi.


Die weiteren Termine & Themen von „Talent im Land im Gespräch“:

3. Juli: „Vorbild oder Feigenblatt“: Inwiefern können und sollen Stipendienprogramme wie Talent im Land strukturelle/ politische Herausforderungen in Bezug auf Bildungsgerechtigkeit „ausgleichen“?

Machen solche Programme Bildungsungerechtigkeit eher sichtbar oder verringern sie den Druck für Veränderung? Wo hakt es in Sachen Bildungsungleichheit? Dies diskutieren wir mit dem Soziologen Aladin El-Mafaalani (angefragt), der Lehrerin und Buchautorin Lisa Graf und Katja Urbatsch, der Gründerin von Arbeiterkind.de.

Ende September: „Irgendwie gleich – und doch ganz anders!?“: TiL im Kontext der Schülerstipendienprogramme in Deutschland

Neben Talent im Land gibt es weitere Stipendienprogramme für Schüler*innen in Deutschland. Welche Zielgruppe haben die Programme und wie sieht die Förderung aus? Was unterscheidet und was vereint sie? Wir wollen sie alle gemeinsam an einen virtuellen Tisch holen und voneinander lernen.

21. Oktober: „Was macht TiL zu TiL?“: Stipendiat*innen und Alumni im Gespräch

Stipendiat*innen und Alumni tauschen sich dazu aus, was den TiL-Spirit ausmacht und warum die Förderung von TiL so besonders ist. Dabei wird das Programm mit anderen, späteren Förderungen verglichen und in einen gesellschaftlichen und persönlichen Kontext gesetzt.

 

 

Online-Infotermine zur Bewerbung bei Talent im Land

Wir bieten auch in diesem Jahr wieder zwei Online-Infotermine zur Bewerbung bei Talent im Land an:

Montag, den 13. Februar 2023 von 17:00 bis ca. 18:00

Dienstag, den 7. März 2023 von 17:00 bis ca. 18:00 (Zoom-Link)

Mit den Online-Terminen bieten wir die Möglichkeit, sich im direkten Kontakt mit uns über die Bewerbung zu informieren und offene Fragen zu klären. Einige aktuelle Stipendiat*innen werden auch dabei sein und erzählen, warum sich eine Bewerbung bei Talent im Land lohnt.

Um an dem Termin teilzunehmen, einfach am Tag der Veranstaltung auf den Link bei dem jeweiligen Termin klicken. Eine Anmeldung bei uns ist vorher nicht notwendig. Einfach einschalten und dabei sein!

Auch eine Zoom-Anmeldung ist für die Teilnahme nicht notwendig, du kannst statt deines Namens auch ein Pseudonym verwenden. Audio & Video ist beim Zutritt zum Online-Meeting zunächst ausgeschaltet. Die Audio- & Videoeinstellungen von Zoom sowie deine Internetverbindung kannst du jederzeit vorab testen: www.zoom.us/test. Und Informationen zu den Datenschutzrichtlinien von Zoom findest du hier.

Darüber hinaus kann man sich mit Fragen zur Bewerbung jederzeit natürlich auch per Telefon oder per Mail an uns wenden.

Feierliche Aufnahme ins Programm für 54 neue Talente

Neue Chancen, neue Möglichkeiten und die Unterstützung, die es braucht, um die eigenen Talente zur Geltung zu bringen – für die 54 neuen Stipendiatinnen und Stipendiaten von Talent im Land hat am 1. September ein neuer Lebensabschnitt begonnen. Mitte November wurden sie im Neuen Schloss Stuttgart feierlich in das Förderprogramm aufgenommen. Mit Talent im Land unterstützen die Baden-Württemberg Stiftung und die Josef Wund Stiftung junge Talente aus dem Südwesten auf ihrem Bildungsweg. Drei der 54 Stipendien werden von der Menold Bezler Stiftung und ein weiteres von der Elisabeth-Stiftung finanziert.

Daniel Hager-Mann, Ministerialdirektor im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, zeigte sich vom Engagement der Stipendiatinnen und Stipendiaten beeindruckt: „Die Jugendlichen haben nicht nur mit Leistung und Motivation überzeugt und gezeigt, dass sie etwas aus ihren Talenten machen wollen. Sie setzen sich bereits heute auf beeindruckende Art und Weise für unsere Gemeinschaft ein und haben die Aufnahme in dieses tolle Förderprogramm daher mehr als verdient.“

Für das Stipendium qualifizierten sich die Schülerinnen und Schüler unter anderem durch ihr bereits bestehendes soziales oder politisches Engagement und ihre ausgezeichneten schulischen wie außerschulischen Leistungen. „Mit diesem Jahrgang haben wir mehr als 950 junge Talente aus Baden-Württemberg in das Programm aufgenommen – mehr als 950 junge Menschen, die, trotz teilweise widriger Umstände und erschwerten Startbedingungen, klare Ziele gefasst haben, darauf hinarbeiten und uns damit beeindrucken“, sagt Christoph Dahl, Geschäftsführer der Baden-Württemberg Stiftung. „Baden-Württemberg kann sich glücklich schätzen, die Heimat von so engagierten und begabten jungen Menschen zu sein.“

Auch 2022 zeichnet sich der TiL-Jahrgang durch Vielfalt aus: Insgesamt haben 87 Prozent der Jugendlichen einen Migrationshintergrund. 22 Schülerinnen und Schüler sind in Deutschland geboren, unter den 19 weiteren Geburtsländern sind Syrien, Afghanistan, Irak, Türkei und Griechenland mehrfach vertreten. Weitere Herkunftsländer sind Kambodscha, Mexiko, Moldawien und die USA. Die Altersspanne reicht von 13 bis 21 Jahre, über die Hälfte sind zwischen 16 und 18 Jahre alt. Ein Drittel der Stipendiatinnen und Stipendiaten ist erst in den vergangenen sechs Jahren nach Deutschland gekommen.

„Mehr denn je braucht unsere Weltgemeinschaft das respektvolle, konstruktive Miteinander bei gleichzeitiger Entfaltung des Individuellen. Junge Menschen auf ihrem beruflichen und gesellschaftlichen Weg zu unterstützen, ist Ziel unseres Engagements und gleichzeitig Ausdruck unseres Glaubens an eine gute Zukunft“, so Oberbürgermeister a. D. Christoph Palm, Geschäftsführer der Josef Wund Stiftung.

Die Jugendlichen wurden aus rund 200 Bewerberinnen und Bewerbern ausgewählt. Entsprechend vielgestaltig sind die Talente und Interessen der Jugendlichen. Von Musik über Literatur und Psychologie begeistern sich die Stipendiatinnen und Stipendiaten für die unterschiedlichsten Themen. Auch ihr Engagement geht in unterschiedliche Richtungen, wobei es vor allem um Fragen der Gleichberechtigung, der Geschlechtergerechtigkeit, aber auch um Rassismus und Diskriminierung geht.

Stipendiat*innen des Jahrgangs 2022 gestalteten das Programm an diesem Abend mit einem klassischen Musikstück auf der Bratsche, einem selbstgeschriebenen multilingualen Gedicht sowie einem zeitgenössischen musikalischen Beitrag auf dem Konzertflügel aktiv mit. Darüber hinaus gewährten die Geschäftsführer der Stiftungen, TiL-Akteure sowie ein TiL-Alumnus Einblicke in das Stipendium und ermutigten die Stipendiat*innen dazu, die Angebote des Bildungsprogramms engagiert wahrzunehmen und durch ihre vielfältigen Persönlichkeiten mit Leben zu füllen.

TiL-Geförderte im Gespräch mit Kultusministerin Theresa Schopper

Ende des vergangenen Jahres erhielten unsere TiL-Stipendiatin Heza sowie unser frischgebackener Alumnus Amir die Möglichkeit, sich mit Kultusministerin Theresa Schopper in einer kleinen Gesprächsrunde zum Thema Bildungsgerechtigkeit auszutauschen. Ein Redaktionsteam der Stuttgarter Nachrichten moderierte und begleitete den gegenseitigen Austausch. Entstanden ist ein Zeitungsartikel über Diskriminierungserfahrungen, herkunftsbedingte Chancenungleichheit und Verbesserungsideen für das Schulsystem.

So bemängelten sowohl Heza als auch Amir, dass der Bildungserfolg von Kindern und Jugendlichen nach wie vor stark vom Elternhaus abhänge. Dies werde vor allem dann relevant, wenn es darum gehe, wie gut die Familie sich mit dem Bildungssystem auskenne und ihre Kinder auf ihrem Bildungsweg unterstützen könne, betonte Heza. Amir ergänzte, dass ebenso finanzielle Hürden zu ungleichen Bildungschanchen führen: “Nicht jede Familie hat ein Tablet, schon gar nicht für alle Kinder.” Die Kultusministerin hörte aufmerksam zu und verglich das Schulsystem mit einem großen, schwer steuerbaren Tanker: “Der Kapitän hat bereits den Auftrag, eine Kursänderung einzuleiten”, so die ermutigende Vorausschau von Theresa Schopper.

Wir danken den Stuttgarter Nachrichten für die Erlaubnis, den Artikel als pdf zur Verfügung stellen zu dürfen.