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Online-Infotermine zur Bewerbung bei Talent im Land

Wir bieten auch in diesem Jahr wieder zwei Online-Infotermine zur Bewerbung bei Talent im Land an:

Dienstag, den 20. Februar 2024 von 17:00 bis ca. 18:00

Dienstag, den 5. März 2024 von 17:00 bis ca. 18:00 – LINK ZUR ONLINE-KONFERENZ

Mit den Online-Terminen bieten wir die Möglichkeit, sich im direkten Kontakt mit uns über die Bewerbung zu informieren und offene Fragen zu klären. Einige aktuelle Stipendiat*innen werden auch dabei sein und erzählen, warum sich eine Bewerbung bei Talent im Land lohnt.

Um an dem Termin teilzunehmen, einfach am Tag der Veranstaltung auf den Link bei dem jeweiligen Termin klicken. Eine Anmeldung bei uns ist vorher nicht notwendig. Einfach einschalten und dabei sein!

Wir verwenden für die Videokonferenz BigBlueButton auf einem Server der Universität Tübingen. Beim Beitritt kannst du deinen Namen angeben, du kannst statt deines Namens aber auch ein Pseudonym verwenden. Sobald wir dich zugelassen haben musst du bestätigen, ob du „mit Mikrofon“ teilnehmen oder „Nur Zuhören“ möchtest – ohne aktiviertes Mikrofon beim Zutritt kannst du gegebenenfalls Fragen nur im Chat stellen. Audio- & Video-Übertragung sind ist beim Zutritt zum Online-Meeting zunächst ausgeschaltet.

Darüber hinaus kann man sich mit Fragen zur Bewerbung jederzeit natürlich auch per Telefon oder per Mail an uns wenden.

20 Jahre Talent im Land

Zum 20-jährigen Jubiläum berichten einige ehemaligen und aktuell Geförderte aus verschiedenen TiL-Jahrgängen in diesem Video, welche Bedeutung das Stipendium für sie persönlich hatte.

20 Jahre Talent im Land – das große Wiedersehen

2023 feiert Talent im Land Baden-Württemberg einen runden Geburtstag – TiL ist nun 20 Jahre alt! Der Höhepunkt des Jubiläumsjahres fand am 21. Oktober in der Alten Aula und im Institut für Erziehungswissenschaft in Tübingen statt: Knapp 220 aktuelle und ehemalige Stipendiat*innen, Wegbegleiter*innen sowie Stiftungsvertreter*innen der letzten beiden Jahrzehnte feierten das 20-jährige Bestehen von Talent im Land bei der Jubiläumsveranstaltung „das große Wiedersehen“. Der Tag bot die Gelegenheit, in Erinnerungen zu schwelgen, mal wieder TiL-Luft zu schnuppern, alte Bekannte wiederzutreffen und/oder neue kennenzulernen.

Bei Brezeln und Kaffee gab es ein großes Hallo und Wiedersehen aller Ankommenden. Das TiL-Büro hieß alle Gäste in der Alten Aula herzlich willkommen, bevor die erste Workshop-Phase begann und alle Teilnehmenden einen zuvor gewählten Workshop besuchten. Das bunte Workshop-Programm wurde zum großen Teil von TiLer*innen selbst gestaltet und war so vielfältig wie die Stipendiat*innen und Alumni selbst: Die Teilnehmenden konnten sich unter anderem beim Tanzen oder Taekwondo austoben, beim Malen kreativ werden oder neue Impulse zu Anti-Rassismus oder zum Leben im Ausland erhalten. In drei verschiedenen Zeitslots wurden insgesamt knapp 30 Workshops angeboten!

Nach einer gemeinsamen Mittagspause, die zum Austauschen und Kennenlernen, aber auch für lustige Fotos mit der Fotobox genutzt wurde, stimmte TiL-Alumna Ruhev Khalil mit dem Klavierstück „Lied ohne Worte“ von Mendelssohn in den folgenden Programmpunkt ein. Nach Begrüßungsworten von Stiftungsvertreter*innen schloss die letzte von insgesamt vier TiL-Jubiläums-Gesprächsrunden die Reihe der über das Jahr verteilt stattfindenden Gesprächsrunden rund um den Themenkomplex Bildungsgerechtigkeit im gesellschaftlichen Kontext. In ihrer Rede lobte Annegret Trettin im Namen der Baden-Württemberg-Stiftung die Kraft des Programms und umriss die Geschichte von TiL. Auch Christoph Palm, Geschäftsführer der Josef Wund-Stiftung, betonte, wie gern sie TiL unterstützen und wie lohnenswert die Investition in die Bildungswege der TiLer*innen ist. Anwesend waren auch Petra Wund, die Tochter des Stiftungsgründers Josef Wund, Bernhard Schirmers von der Elisabeth-Stiftung sowie Manfred Hammer und Jochen Stockburger für die Menold Bezler Stiftung.

In der anschließenden Gesprächsrunde, die von Erika Magyarosi moderiert wurde, erörterten aktuelle und ehemalige TiLer*innen die Frage „Was macht TiL zu TiL?“. Wie lässt sich der TiL-Spirit beschreiben, warum erleben Stipendiat*innen die Förderung von TiL immer wieder aufs Neue als so etwas Besonderes? Was würden sich unsere TiLer*innen von der Politik für mehr Bildungsgerechtigkeit wünschen?

Mervenur Aydin (TiL-Jahrgang 2016), Viktor Bindewald (TiL-Jahrgang 2004) und Jothini Sritharan (TiL-Jahrgang 2012) gaben verschiedene Einblicke in ihre Zeit bei TiL, besonders prägende Erfahrungen und ihr anschließendes Engagement für mehr Bildungsgerechtigkeit. Auf einem zusätzlichen freien Stuhl nahmen immer wieder aktuelle Stipendiat*innen spontan Platz und berichteten von ihren Eindrücken aus dem Stipendium.

Im Anschluss an Kaffee und den großen TiL-Geburtstagskuchen in der Alten Aula gab es zwei weitere Workshop-Phasen, in denen die Teilnehmenden wieder die Möglichkeit hatten, ihr Wissen zu vertiefen oder Neues auszuprobieren.

Nach einem spannenden Programm mit vielfältigem Input wurde nach dem Abend-Buffet bei der Silent Disco so richtig gefeiert: Ausgestattet mit Kopfhörern konnten alle „ihre“ Musik aus drei Kanälen auswählen und das Tanzbein schwingen, während gleichzeitig noch Gespräche möglich waren. Nie zuvor in der Geschichte von Talent im Land kamen so viele ehemaligen und aktuellen Stipendiat*innen einen ganzen Tag lang zusammen, so dass dieses Jubiläum allen Anwesenden noch lange in Erinnerung bleiben wird.

TiL im Gespräch: „Was macht TiL zu TiL?“

Die letzte Gesprächsrunde im TiL-Jubiläumsjahr findet am 21. Oktober im Rahmen des Jubiläumsfests „das große Wiedersehen“ mit aktuellen und ehemaligen TiL-Stipendiat*innen sowie TiL-Wegbegleiter*innen in Tübingen statt.

„Was macht TiL zu TiL? – Was macht den TiL-Spirit aus, warum erleben Stipendiat*innen die Förderung von TiL immer wieder aufs Neue als so etwas Besonderes? Was würden sich unsere TiLer*innen von der Politik für mehr Bildungsgerechtigkeit wünschen?“ – diese und weitere Fragen diskutieren ehemalige und aktuelle TiL-Stipendiat*innen am Samstag, den 21. Oktober von 13:00 bis 14:30 Uhr – für alle angemeldeten Jubiläums-Gäste live im Pfleghofsaal in Tübingen und für alle Interessierten auf Zoom. Zur Teilnahme an der Live-Übertragung via Zoom ist keine Anmeldung notwendig, einfach → diesem Link folgen. Erika Magyarosi wird erneut die Moderation übernehmen.

Wir freuen uns auf rege Teilnahme!

Weitere Informationen zum Jubiläum und die Aufzeichnungen der bisherigen Gesprächsrunden sind → hier zu finden.

Themen der bisherigen Gesprächsrunden:

  • „Gleiche Chancen für alle? – über den Zusammenhang von sozialem Hintergrund und Zuwanderungsgeschichte auf die Begabungsentfaltung“
  • „Vorbild oder Feigenblatt? – Können Stipendienprogramme für Schüler*innen strukturelle Herausforderungen in Bezug auf Bildungsgerechtigkeit ausgleichen?“
  • „Irgendwie gleich – und doch ganz anders!? – Schülerstipendien in Deutschland: Visionen für eine fairere Bildung!“

Erstes Stipendiatentreffen des Jahrgangs 2023

Vergangenes Wochenende war es endlich so weit: Die Stipendiat*innen des neu aufgenommenen TiL-Jahrgangs 2023 und die Mitarbeitenden des TiL-Büros lernten sich beim ersten Stipendiatentreffen zum ersten Mal persönlich gegenseitig kennen. Ende September verbrachten 50 Stipendiat*innen des neuen Jahrgangs 2023 ein Wochenende in der evangelischen Akademie in Bad Boll. Das Seminar stand, wie bereits in den Vorjahren, unter dem Motto „Chancen bilden – auf dem Weg zu neuen Herausforderungen“. Neben Kennenlernspielen, Gesprächsrunden, Tänzen sowie erlebnispädagogischen Gruppenaufgaben blieb den neuen TiLer*innen am Abend genug Zeit, um sich in persönlichen Gesprächen, beim Tischkickern oder einer Runde Billard kennenzulernen. Am Samstag setzten sich die Stipendiat*innen in Kleingruppen mit ihren eigenen Zielen und Herausforderungen auseinander und konnten dabei nicht nur sich selbst, sondern auch die Mitstipendiat*innen des eigenen Jahrgangs besser kennenlernen. Die Talent-Show am Samstagabend sorgte für einige Gänsehautmomente und das typische „TiL-Feeling“. Den Abschluss am Sonntag gestalteten ehemalige Stipendiat*innen, die von ihren Erfahrungen im Programm berichteten und hilfreiche Tipps gaben. Nach einem intensiven Wochenende fiel der Abschied am Sonntagnachmittag nicht so leicht. Zum Glück aber ist es nicht mehr lang zur TiL-Jubiläumsveranstaltung im Oktober sowie der feierlichen Aufnahme des neuen Jahrgangs im November.

TiL im Gespräch: „Irgendwie gleich – und doch ganz anders?!“

Talent im Land (TiL) feiert seinen 20. Geburtstag weiter – und die Online-Gespräche gehen in die dritte Runde!

Nach einem spannenden Gespräch im Mai rund um das Thema „Gleiche Chancen für alle?“ mit Dr. Ulrike Leikhof und Prof. Dr. Gabriele Weigand und einer anregenden Diskussion im Juli zu der Frage „Vorbild oder Feigenblatt?“ mit Lisa Graf und Katja Urbatsch, werfen wir in unserer dritten Gesprächsrunde den Blick auf die Landschaft der Schülerstipendienprogramme in Deutschland:

„Irgendwie gleich – und doch ganz anders?! – Schülerstipendien in Deutschland: Visionen für eine fairere Bildung!“ diskutieren wir am kommenden Donnerstag, den 21. September von 18:00 Uhr bis ca. 20 Uhr auf Zoom.

Neben Talent im Land gibt es weitere Stipendienprogramme für Schüler*innen in Deutschland. Was unterscheidet und was vereint all diese Programme? Welches Ziel hat die Förderung? Wie wird gefördert?

Diese und weitere Fragen diskutieren wir mit Stefanie Lüke, der Projektleitung für Netzwerkarbeit beim Studienkompass, Friederike Chudaske, der stellvertretenden Programmleitung der NRWTalente, Jeanette Rau, der Landeskoordinatorin Baden-Württemberg der START-Stiftung, Andrea Dutzek, der Projektleiterin für „grips gewinnt“ der Joachim Herz Stiftung sowie Andreas Germann und Noreen Eberle von Talent im Land Baden-Württemberg. Am Ende bleibt Zeit für Fragen und Anmerkungen aus dem Publikum. Erika Magyarosi wird wieder die Moderation übernehmen.

Wir laden herzlich dazu ein. Die Teilnahme ist kostenlos und ohne Anmeldung möglich, einfach → diesem Link folgen.

Die beteiligten Förderprogramme:

  • Der Studienkompass fördert und begleitet Jugendliche aus nichtakademischen Familien durch Beratung und Seminarangebote bei der Wahl ihres Studiums, um damit eine chancengerechtere Berufsorientierung zu gestalten.
  • Die NRWTalente unterstützen vor allem Jugendliche aus nichtakademischen Familien aus dem Ruhrgebiet, der Region Aachen und Ostwestfale-Lippe ab der achten Klasse durch ein Bildungsprogramm, persönliche Beratung und bildungsbezogene materielle Förderung bis zu ihrem Schulabschluss.
  • Die START-Stiftung fördert bundesweit Jugendliche mit Migrationsgeschichte finanziell, durch individuelle Betreuung, ein Bildungsprogramm in den drei Jahren vor ihrem Schulabschluss.
  • grips gewinnt“ unterstützt motivierte Schüler*innen aus Hamburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein, die vor Hürden stehen, finanziell, durch individuelle Beratung und Seminare auf ihrem Weg zum Abitur/zur Fachhochschulreife.
  • Talent im Land fördert seine Stipendiat*innen durch persönliche Beratung. finanziell und durch Bildungsangebote. Bei TiL werden begabte Jugendliche unterstützt, die aufgrund ihrer sozialen Herkunft Hürden zu überwinden haben. Das Programm gibt es in unterschiedlicher Trägerschaft in Baden-Württemberg und Bayern.

Am 21. Oktober 2023 wird es im Rahmen der TiL-Jubiläumsfeier eine letzte Gesprächsrunde geben. Dabei geht es um die Frage: Was macht TiL zu TiL? Stipendiat*innen und Alumni tauschen sich dazu aus, was den TiL-Spirit ausmacht und warum die Förderung von TiL so besonders ist. Diese Gesprächsrunde wird aufgezeichnet.

Weitere Informationen zum Jubiläum und die Aufzeichnungen der bisherigen Gesprächsrunden sind → hier zu finden.

 

Absolvent*innenabschied 2023

Mitte Juli feierten 50 TiLer*innen ihre Abschlüsse und den Beginn eines neuen, spannenden Lebensabschnitts in der Alten Aula in Tübingen. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge feierten sie ihre Schulabschlüsse: Denn nicht nur die Schulzeit neigte sich dem Ende zu, auch die Zeit als aktive Stipendiat*innen. Die beiden Absolventen Arif Gözüdok und Schiwan Mansur stimmten mit einem traditionellen Musikstück an der Gitarre und an der Oud in den Abend ein. Im Namen der Baden-Württemberg-Stiftung beglückwünschte Annegret Trettin die frischgebackenen TiL-Alumni zu diesem Meilenstein ihres persönlichen Bildungswegs. Sie drückte ihre Bewunderung für das Durchhaltevermögen der Absolvent*innen aus und lobte die besondere TiL-Atmosphäre und ihre Gemeinschaft – die auch nach dem Stipendium bestehen bleiben kann. Im Namen der Josef-Wund-Stiftung wünschte Petra Wund den TiLer*innen alles Gute für ihre Zukunft, sowie Mut und Gelassenheit für die kommende Zeit.

Der Absolvent*innenabschied ist eine gute Gelegenheit für alle Wegbegleiter*innen und Gäste, ein bisschen TiL-Luft zu schnuppern. Einen Einblick in die vielfältigen Talente der TiL-Familie gaben einige der Noch-Stipendiat*innen: Tara Marx und ihre Schulfreundin Annika Hader verzauberten mit ihrer Geige und Cello. Asma Rahimi und Onil Malki resümierten ihre Zeit bei TiL und versuchten das Besondere von TiL und den TiL-Spirit zu beschreiben. Fatima Akhtari und Wajiha Essa brachten Stimmung in den Saal mit ihrer K-Pop-Tanzperformance, Beyza Ünlü beeindruckte die Gäste mit einem kreativen Timelaps-Video über das Ankommen türkischer Gastarbeiter*innen in Deutschland.  Arif Gözüdök stand noch einmal auf der Bühne und begeisterte mit einem selbstgeschriebenen Song über TiL.

Einen Einblick, wie es nach der Schulzeit weitergehen kann, gaben TiL-Alumni Elma Alagić und Paula Bauer mit ihren Beitrag „Von der Schule in die weite Welt: Ein Ausblick“. Zwei der unendlich vielen Möglichkeiten, die den Absolvent*innen nun offenstehen, wurden hier vorgestellt: ein Medizin-Studium in Heidelberg und ein Bundesfreiwilligendienst als Rettungssanitäterin. Beide gaben Tipps, die ihnen geholfen haben oder hätten und ermutigten dazu, viele Fragen zu stellen, sich Neues (zu) zu trauen und den Mut zu haben, einen eigenen Weg zu sehen. Aber auch die TiL-Familie soll in der Zukunft der Absolvent*innen nicht zu kurz kommen: TiL-Alumnus Amir Mehmedovski beglückwünschte die neuen TiL-Alumni im Namen des Alumni-Vereins,  stellte die Arbeit des Vereins vor und lud sie ein, sich auch nach dem Stipendium aktiv im Netzwerk im Rahmen des Alumnivereins und darüber hinaus zu engagieren.

Beim abschließenden Stehempfang an einem lauen Sommerabend vor der Alten Aula mit Fingerfood und kühlen Getränken feierten die Absolvent*innen sich, ihre Erfolge und die schöne, gemeinsame Zeit im Programm. Mit Urkunden in der Hand und einer rückblickenden Fotoslideshow auf die Erlebnisse der vergangenen Jahre endete an diesem Tag für 50 TiLer*innen die Zeit im Stipendium, doch TiL begleitet sie hoffentlich noch eine Weile auf die eine oder andere Weise weiter.

TiL im Gespräch (Mitschnitt): Vorbild oder Feigenblatt?

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Bei der zweiten Online-Gesprächsrunde zum 20-jährigen TiL-Jubiläum am 3. Juli diskutierten Katja Urbatsch und Lisa Graf über Stipendienprogramme für Schüler*innen und inwiefern diese politisches Engagement für mehr Bildungsgerechtigkeit in Deutschland vorantreiben oder bremsen können. „Vorbild oder Feigenblatt? – Können Stipendienprogramme für Schüler*innen strukturelle Herausforderungen in Bezug auf Bildungsgerechtigkeit ausgleichen?“ lautete die leicht provokativ gestellte Eingangsfrage, die unter der Moderation von Erika Magyarosi zu einem anregenden und lebhaften Gespräch führte.

Lisa Graf ist studierte Gymnasiallehrerin, setzt sich aktuell aber hauptberuflich als Autorin, Beraterin und Speakerin für mehr Bildungsgerechtigkeit in Deutschland ein. Katja Urbatsch gründete 2008 Arbeiterkind.de – eine Plattform für Schüler*innen und Studierende aus Familien ohne Hochschulerfahrung – und ist Geschäftsführerin der gemeinnützigen Initiative mit inzwischen etlichen Beschäftigten und einem großen Netzwerk an Mentor*innen und vielen Ehrenamtlichen an den 80 Standorten bundesweit.

Nach einer persönlichen Vorstellung der beiden Expertinnen und ihrer Bildungsbiografien erklärten sie zunächst, wie strukturelle Benachteiligung auf Menschen aus nichtakademischen Familien wirkt: Die Bildungswege von Menschen in Deutschland hängen stark von ihrer sozialen Herkunft ab, nicht von ihren persönlichen Talenten und Interessen. In Studien zeigt sich: 79 von 100 sogenannten Akademikerkindern studieren, wohingegen nur 27 von 100 Nicht-Akademikerkindern eine Universität besuchen. Lisa Graf machte den Unterschied zwischen strukturellen und individuellen Problemen deutlich: während die meisten Menschen individuell Herausforderungen zu meistern haben, liegt die Beseitigung struktureller Ungleichheiten nicht in der Macht der Betroffenen.

Als ehemalige Lehrerin berichtet Lisa Graf, wo diese strukturelle Ungerechtigkeit im Schulalltag besonders sichtbar ist. Im deutschen Bildungssystem wird die Mitarbeit der Familie für den Bildungserfolg junger Menschen mit einkalkuliert. Dies zeigt sich z.B. bei der Erledigung von Hausaufgaben und Langzeitprojekten, aber auch bei der Finanzierung von Lernmitteln. Die Beantragung von Förderung stellt dabei oft eine zu große Hürde dar. Zusätzlich zur erschwerten Teilhabe an Bildung kommt eine beschränkte kulturelle Teilhabe von Kindern aus sogenannten Arbeiterfamilien.

Beide warnten davor, einen Bildungsaufstieg als rein positives Erlebnis zu labeln – denn die Kinder entfernen und entfremden sich dabei immer von ihrer Ursprungsfamilie. Gleichzeitig stellten Katja Urbatsch und Lisa Graf die Bezeichnung „Aufstieg“ in Frage: Er vermittelt ein ganz klares Klassenbild und Ungleichgewicht. Warum werden Ausbildungsberufe als weniger wertvoll betrachtet als die Jobs studierter Menschen? Außerdem wird mit dem Begriff des „Aufsteigers“ und der Aufmerksamkeit auf solche Personen fälschlicherweise suggeriert, dass alle einen solchen Aufstieg schaffen könnten, wenn sie sich anstrengen würden. Versteckt bleiben dabei alle, die am Bildungssystem trotz ihres Potentials scheitern (sog. Survivorship-Bias).

Die Titelfrage, ob Stipendienprogramme für Schüler*innen wie Talent im Land dadurch, dass sie eine wichtige Aufgabe des Staates übernehmen, nicht auch den Druck für Veränderung verringern könnten, beantworteten beide differenziert, aber klar: Stipendienprogramme wie TiL, aber auch die Arbeit von Arbeiterkind.de oder der beiden Gäste als Autorinnen oder Personen der Öffentlichkeit, rücken das Thema Bildungsungerechtigkeit in Deutschland in den Fokus. So lange das Problem noch nicht behoben ist, gibt es also keine andere Möglichkeit, als weiterzumachen – und so viele Schüler*innen zu fördern, wie es möglich ist. Außerdem beobachtet Katja Urbatsch, dass sich oft ehemalige Schülerstipendiat*innen als Mentor*innen und Multiplikator*innen für einen Wandel einsetzen oder eigene Initiativen gründen.

Zum Schluss blieb noch Zeit zum Teilen eigener Erfahrungen und für anregende Diskussionen. Die beiden Gäste ermutigten alle Stipendiat*innen dazu, sich zu trauen, andere nach Unterstützung zu fragen und sich auch als Erwachsene zu trauen, etwas ganz Neues beginnen zu lernen.

Habt ihr die Gesprächsrunde verpasst oder möchtet sie noch einmal anhören? Dann könnt ihr das hier tun.

Wir freuen uns auf die weiteren Gesprächsrunden mit erneut spannenden Fragestellungen und interessanten Gästen!

TiL im Gespräch: Vorbild oder Feigenblatt?

TiL wird in diesem Jahr 20 Jahre alt! Im Rahmen unseres Jubiläumsjahres möchten wir deshalb in den Austausch gehen. In vier Online-Gesprächsrunden mit Gästen aus Wissenschaft und pädagogischer Praxis, aber auch mit Stipendiat*innen und Alumni möchten wir unterschiedliche Perspektiven auf faire Bildungschancen in Deutschland und auf das Stipendienprogramm selbst kritisch diskutieren. Gleichzeitig gibt es Raum für die Zuschauenden, Fragen zu stellen oder ihre Sichtweisen zu teilen.

Am 3. Juli um 18 Uhr auf Zoom geht es in die zweite Runde mit der Frage

„Vorbild oder Feigenblatt?“

Können Stipendienprogramme für Schüler*innen strukturelle Herausforderungen in Bezug auf Bildungsgerechtigkeit ausgleichen?

Stipendienprogramme wie Talent im Land fördern Jugendliche, die auf ihrem Bildungsweg Hürden zu überwinden haben, dabei, ihre Begabungen zu entfalten. Übernehmen sie dabei nicht eigentlich eine wichtige Aufgabe des Staates? Machen solche Programme Bildungsungerechtigkeit eher sichtbar oder verringern sie den Druck für Veränderung? Und welche Ungleichheiten herrschen in Klassenzimmern oder Hörsälen für Kinder von Nichtakademiker*innen?

Solche und ähnliche Fragen, aber auch Lösungsmöglichkeiten und -vorschläge werden Lisa Graf und Katja Urbatsch über Zoom diskutieren. Die Gesprächsrunde wird von Erika Magyarosi moderiert. Wir sind gespannt und freuen uns auch auf Fragen und Anmerkungen aus dem Publikum!

Unsere Gäste:

Lisa Graf ist studierte Gymnasiallehrerin, setzt sich aktuell aber hauptberuflich als Bloggerin, Autorin, Beraterin und Speakerin für mehr Bildungsgerechtigkeit in Deutschland ein. Sie schrieb in ihrem Blog „Meine Klasseüber ihren Schulalltag an einer Brennpunktschule und zeigte damit die strukturellen Ungerechtigkeiten in Deutschland auf. In ihrem Buch „Abgehängt. Von Schule, Klassen und anderen Ungerechtigkeiten“ arbeitet sie ihre Erfahrungen als Lehrerin im deutschen Bildungssystem auf und setzt sie in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext. Auch ihre eigene Geschichte als erste Studentin der Familie, lässt sie mit einfließen.

Katja Urbatsch gründete 2008 Arbeiterkind.de – eine Plattform für Schüler*innen und Studierende aus Familien ohne Hochschulerfahrung – und ist seit einigen Jahren Geschäftsführerin des gemeinnützigen Vereins. Für ihren langjährigen Einsatz für mehr Bildungsgerechtigkeit und kulturelle Teilhabe erhielt sie 2018 das Bundesverdienstkreuz. Außerdem schrieb sie das Buch „Ausgebremst: Warum das Recht auf Bildung nicht für alle gilt“, in dem sie sehr anschaulich und prägnant den steinigen Weg der „First Generation Students“ beschreibt, die sich durch die Hochschule bis zum Abschluss durchkämpfen. Auch sie ist die erste Studentin ihrer Familie gewesen.

Der Link zum Online-Gespräch (3.7.23, 18:00 Uhr): https://zoom.us/j/96960713989

 


Die weiteren Termine & Themen von „Talent im Land im Gespräch“:

Ende September: „Irgendwie gleich – und doch ganz anders!?“: TiL im Kontext der Schülerstipendienprogramme in Deutschland

Neben Talent im Land gibt es weitere Stipendienprogramme für Schüler*innen in Deutschland. Welche Zielgruppe haben die Programme und wie sieht die Förderung aus? Was unterscheidet und was vereint sie? Wir wollen sie alle gemeinsam an einen virtuellen Tisch holen und voneinander lernen.

21. Oktober: „Was macht TiL zu TiL?“: Stipendiat*innen und Alumni im Gespräch

Stipendiat*innen und Alumni tauschen sich dazu aus, was den TiL-Spirit ausmacht und warum die Förderung von TiL so besonders ist. Dabei wird das Programm mit anderen, späteren Förderungen verglichen und in einen gesellschaftlichen und persönlichen Kontext gesetzt.

Bereits vorbei: 

Anfang Mai diskutierten Dr. Ulrike Leikhof und Prof. Gabriele Weigand bei einer Online-Diskussion das Thema „Gleiche Chancen für alle? – über den Zusammenhang von sozialem Hintergrund und Zuwanderungsgeschichte auf die Begabungsentfaltung“. Ein Mitschnitt des Gesprächs ist unter dem angegebenen Link verfügbar.

 

Ein Tag an der Staatsoper Stuttgart

Knapp 30 TiLer*innen verbrachten einen spannenden und intensiven Samstag im Juni an der Staatsoper in Stuttgart. Nach einem kleinen Willkommenssnack auf der Probebühne des Orchesters, erkundeten sie in zwei Gruppen das Opernhaus. Dabei konnten die Stipendiat*innen „einen Blick hinter die Kulissen werfen“ – im wahrsten Sinne des Wortes: Mit den beiden Führerinnen besichtigten sie u.a. die verschiedenen Werkstätten des Hauses, die Nebenbühne, den Fundus und die Konigsloge.

Nach einer weiteren Pause konnten sich alle Teilnehmenden bei einem Workshop selbst im Theaterspielen ausprobieren. Dabei stimmten sie sich thematisch schon für die Vorstellung von „Carmen“ ein, die abends gemeinsam besucht wurde. In kleinen Gruppen wurde das erste Szenenbild der Inszenierung weitergespielt oder die Charakterzüge der Hauptfiguren in sich wiederholenden Gesten nachgestellt. Alle hatten viel Spaß und lernten dabei die wichtigsten Figuren und die Handlung des Stücks genauer kennen. Anschließend besuchte die TiLer*innen gemeinsam die Vorstellung „Carmen“. Für viele war dies der erste Besuch einer Oper – also ein ganz besonderes Erlebnis!

Einige der Stipendiat*innen übernachteten gemeinsam in der Jugendherberge in Stuttgart und fuhren nach einem gemütlichen Frühstück am Sonntag wieder nach Hause.

Zusätzlich bot die Workshopleiterin eine Nachbesprechung via Webex an. Hier mussten alle Teilnehmenden einen Gegenstand in ihrem Zimmer suchen, der sie an die Opern-Aufführung erinnert. Anhand der Gegenstände wurden verschiedene Figuren und Requisiten der Inszenierung besprochen und diskutiert. Nach der einstündigen Onlinesitzung konnten alle das Gesehene besser einordnen. Viele TiLer*innen möchten in Zukunft gern wieder eine Oper besuchen.