Bessere Chancen für begabte Jugendliche

Baden-Württemberg Stiftung und Robert Bosch Stiftung begrüßen 50 neue Stipendiaten im Programm Talent im Land

22 Mädchen und 28 Jungen wurden am Donnerstag in das Stipendienprogramm Talent im Land Baden-Württemberg aufgenommen. Mit dem Programm unterstützen die Robert Bosch Stiftung und die Baden-Württemberg Stiftung begabte Jugendliche, deren Lebensverhältnisse eine erfolgreiche Schulkarriere spürbar erschweren. Talent im Land begleitet sie auf ihrem Weg zum Abitur oder zur Fachhochschulreife.

Bei der Festveranstaltung im Großen Kursaal in Stuttgart wurden die neuen Stipendiaten von Ministerin im Staatsministerium Silke Krebs begrüßt. „In der Schule werden die Weichen für den weiteren Bildungsweg gestellt. Begabte junge Menschen sollten ihre Chancen unabhängig von ihrer Herkunft auch nutzen können und Anerkennung und Unterstützung erfahren“, so Krebs. „Das Programm verbindet auf vorbildliche Weise Bildungsförderung und Integration“, betonte die Ministerin.

Die 50 neuen Stipendiaten wurden von einer Jury aus knapp 350 Bewerbungen ausgewählt. Erstmals in der Geschichte des Stipendiums überwiegt der Anteil an Jungen. 32 der Jugendlichen wurden in Deutschland geboren, die weiteren kommen aus 16 verschiedenen Ländern wie Afghanistan, Kamerun, der Ukraine oder Syrien. Während sechs der Schüler keinen Migrationshintergrund haben, sind zehn erst in den letzten vier Jahren zugewandert, drei davon im Jahr 2014.

Mehr als 600 begabte junge Menschen wurden seit Programmstart im Jahr 2003 durch Talent im Land Baden-Württemberg gefördert. Während sich das Stipendium in den ersten zehn Jahren ausschließlich an Kinder aus Zuwandererfamilien richtete, steht es seit vergangenem Jahr allen Jugendlichen offen. „Der Zugang zu Bildung darf nicht von der Situation der Eltern abhängen“, sagte Uta-Micaela Dürig, Geschäftsführerin der Robert Bosch Stiftung. „Deshalb setzen wir uns für faire Startbedingungen junger Menschen ein – unabhängig von Herkunft und sozialem Status.“

Talent im Land wird jeweils zur Hälfte von der Baden-Württemberg Stiftung und der Robert Bosch Stiftung getragen. Mit dem Stipendienprogramm verfolgen die Stiftungen ein umfassendes Förderkonzept: Neben einem monatlichen Stipendium von in der Regel 150 Euro erhalten die Jugendlichen Zugang zu einem vielfältigen Seminar- und Bildungsprogramm. Die Mitarbeiter des TiL-Büros leisten Hilfe bei schulischen Fragen und beraten die Schüler bei der Studien- und Berufsorientierung. Hinzu kommt ein großes Alumni-Netzwerk, das vielen Stipendiaten besonders wichtig ist. „Die finanzielle Förderung im Programm hat eine große Bedeutung. Aber insbesondere die ideelle Förderung macht das Programm so erfolgreich. Denn wir ermöglichen unseren Stipendiaten, nicht nur ihre schulischen Begabungen zu entfalten, sondern auch gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen“, sagte Christoph Dahl, Geschäftsführer der Baden-Württemberg Stiftung.

Stiftungsprofile:

Die Robert Bosch Stiftung gehört zu den großen unternehmensverbundenen Stiftungen in Europa. Sie investiert jährlich rund siebzig Millionen Euro in die Förderung von ca. 800 eigenen und fremden Projekten aus den Gebieten der Völkerverständigung, Bildung, Gesellschaft und Kultur sowie Gesundheit und Wissenschaft. Insgesamt hat die Stiftung seit ihrer Gründung 1964 mehr als 1,3 Milliarden Euro für ihre gemeinnützige Arbeit eingesetzt.

Die Baden-Württemberg Stiftung setzt sich für ein lebendiges und lebenswertes Baden-Württemberg ein. Sie ebnet den Weg für Spitzenforschung, vielfältige Bildungsmaßnahmen und den verantwortungsbewussten Umgang mit unseren Mitmenschen. Die Baden-Württemberg Stiftung ist eine der großen operativen Stiftungen in Deutschland. Sie ist die einzige, die ausschließlich und überparteilich in die Zukunft Baden-Württembergs investiert – und damit in die Zukunft seiner Bürgerinnen und Bürger.

Vier der neuen Stipendiaten stellen wir hier vor:

Die 16-jährige Ivona lebt erst seit 2014 zusammen mit ihrer Schwester und ihrer Mutter in Ulm, nachdem ihr Heimatdorf in Kroatien durch eine Flutkatastrophe größtenteils zerstört wurde – wenige Wochen vor ihrem Schulabschluss und dem bevorstehenden Wechsel auf ein Gymnasium. Deutsch hatte sie sich selbst als Kind vor dem Fernseher beigebracht, was ihr im Fremdsprachenunterricht ab der 4. Klasse einen Vorteil gegenüber den Klassenkameraden einbrachte. So fiel der exzellenten Schülerin in Deutschland der direkte Einstieg in die 9. Klasse des Gymnasiums vergleichsweise leicht, trotz der großen kulturellen und sprachlichen Umstellung. In Kroatien tanzte Ivona in einer Volkstanzgruppe und spielte Klavier im Kirchenchor. Nachdem sie in Deutschland inzwischen auch in ihrem Alltag angekommen ist, möchte sie gerne Volleyball spielen und ihre stimmlichen und schauspielerischen Talente entfalten. Ivona hat einen großen Ehrgeiz und liebt das Gefühl etwas erreicht zu haben. Auch deshalb möchte sie nach ihrem Abitur gerne studieren.