Noch mehr Bildungsgerechtigkeit – Talent im Land öffnet sich
„Lieber in Bildung investieren, als später Arbeitslosigkeit zu finanzieren“, so markierte Prof. Jutta Allmendinger eine Kernbotschaft ihres Vortrags auf der Auftaktveranstaltung „Von Talenten und Hürden – Wie gerecht kann Bildung sein?“ in der Staatsgalerie Stuttgart. Als Ikone der Forschung zur Bildungsgerechtigkeit und Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung war sie als Rednerin geladen, um gemeinsam mit über 100 Gästen die Auftaktveranstaltung des neu aufgelegten Schülerstipendienprogramms Talent im Land der Robert Bosch Stiftung und der Baden-Württemberg Stiftung zu begleiten. Eine überaus lebendige Podiumsdiskussion machte klar, wie emotional das Thema Bildung und Chancengleichheit nicht nur bei den Teilnehmern des Gesprächs verankert ist, sondern ebenso im Publikum für engagierte Beiträge sorgte.
Ab 2014 kann allen Schülern unabhängig von ihrer Herkunft ein Stipendium von Talent im Land bewilligt werden, sofern sie dem Anforderungsprofil entsprechen. Die Stiftungen setzen damit ein Ausrufezeichen und beleben einmal mehr die Diskussion um Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit. Ein Podiumsgespräch unter der Moderation von ZEIT-Redakteur Martin Spiewak brachte einige Gestalter, Möglichmacher und Betroffene des deutschen Bildungssystems auf die Bühne. Neben Jutta Allmendinger berichteten die türkischstämmige ehemalige Stipendiatin Katja Gök, der durch einen Spiegel-Artikel bekannte Bildungsaufsteiger René Schönfelder und Martina Mayer, die Konrektorin der Gemeinschaftsschule in der Taus in Backnang, über ihre Erfahrungen mit und in der Schule, über die Hürden und die persönlichen Begegnungen, die halfen, um neue ehrgeizige Ziele zu erreichen. „Wir fördern individuell, stellen den Klassen ein Pädagogen-Tandem zur Seite und führen dreimal im Jahr mit den Schülern Entwicklungsgespräche, bei denen das Elternhaus natürlich auch eine wichtige Rolle spielt“, so Mayer.
„Es gibt also bereits Modelle, die für mehr Gerechtigkeit sorgen. Warum einigt sich die Politik aber nur auf den jeweils kleinsten gemeinsamen Nenners“, so die Frage von Jutta Allmendinger an den Ministerialdirektor des Landesministeriums für Kultus, Jugend und Sport Dr. Jörg Schmidt. Trotz der Veränderungen im Bereich der Bildung „kann die Politik nur die Basisversorgung stemmen“, so Schmidt. Modelle wie in Backnang, so gut sie auch seien, könnten finanziell nur schwer kommuniziert werden. „Deshalb sind wir den Stiftungen auch sehr dankbar, dass sie hier einspringen und nachhaltige Entwicklungen anstoßen.“
So wie „Talent im Land – Das Schülerstipendium für faire Bildungschancen“. Das Programm hat seit seinem Bestehen über 500 schulische und persönliche Entwicklungen gefördert, Bildungskarrieren ermöglicht und ein Mehr an Bildungsgerechtigkeit geschaffen. Dass es den Trägern dabei nicht alleine um schulische, sondern ebenso künstlerische Begabungen geht, belegten Zdravka Bosancic mit einer Poetry-Slam Performance und die stimmgewaltige Vanesa Nikolova, am Klavier begleitet von Ivo Georgiev. Sie alle sind ehemalige Stipendiaten von Talent im Land und auf ihre Weise Vorbilder.