Laborpraktikum am Deutschen Krebsforschungsinstitut (DKFZ) in Heidelberg

Fünf TiL-Stipendiat*innen verbrachten für ein Laborpraktikum Anfang September eine Woche in Heidelberg am Deutschen Krebsforschungszentrum. Was sie dort erlebten, vermittelt der Bericht aller fünf Teilnehmenden, den wir hier in Auszügen wiedergeben:

An unserem ersten Praktikumstag standen wir früh auf. Als wir im DKFZ ankamen, bekamen wir erst einmal eine Führung: Frau Klefenz zeigte uns ihren Arbeitsplatz und die Orte, an denen wir arbeiten würden. Wir waren alle sehr aufgeregt. Dann waren wir endlich im Labor. Dort lernten wir, wie man mit Pipetten umgeht. Anschließend begannen wir mit dem Zusammenbau der SDS-Gel-Apparatur. Nach dem Praktikumstag haben wir in der Jugendherberge zu Abend gegessen und anschließend einen Stadttour durch Mannheim gemacht.

Der zweite Tag begann mit den Vorbereitungen für unsere SDS-Gele. Unser Ziel war es, die Proteine unserer Proben nach ihrer Größe zu trennen. SDS-Page (engl.: Sodium dodecyl sulfate polyacrylamide gel electrophoresis) beschreibt die Auftrennung und Färbung von Proteinen in Gelen. Dieses Verfahren wird zur Charakterisierung von Proteinen verwendet. Insgesamt fertigten wir fünf verschiedene Proben an. Sobald diese fertig waren, ging es an das Beladen der SDS-Gele. Dies war definitiv eine der anspruchsvollsten Aufgaben, da sie ein sehr viel Fingerspitzengefühl erforderte. Die Elektrophorese dauerte ca. 90 Minuten. Diese Zeit nutzen wir, um das Zentrum für Präklinische Forschung zu besichtigen. Hier werden Tierversuche für die Krebsforschung durchgeführt. Zuerst schauten wir uns die Aqua Haltung an, in der die Amphibien leben. Hier lernten wir viel über ihre Haltung und die Bedeutsamkeit ihrer Arbeit. Nach einem weiteren Arbeitsschritt im Labor besuchten wir einen anderen Teil des Zentrums für Präklinische Forschung, wo uns Modelltiere der biomedizinischen Grundlagenforschung vorgestellt wurden.

Der dritte Tag des Praktikums begann mit der Fertigstellung der Proteingele. Anschließend machten wir einen kleinen Spaziergang zum „7-Tesla“-Gebäude, in welchem sich ein unglaublich starker Magnet für Magnetresonanztomographie (MRT) befindet. Nach einem interessanten Vortrag von Dr. Stephan Orzada über die Funktionsweise des MRTs, ging es zur „Röhre” des 7-Tesla. Das Magnetfeld ist unglaublich stark, so dass wir keine Handys zum Fotografieren mitnehmen konnten. Jedenfalls war es unglaublich zu sehen, was unter Einfluss solch eines starken Magnetfelds passiert: Es war unfassbar, plötzlich eine Metallplatte in Zeitlupe umfallen zu sehen oder einen Ball an einer Schnur waagerecht schwebend halten zu können. Der Einblick in die interdisziplinäre Arbeit war sehr interessant und mir war auch vorher gar nicht bewusst, wie wichtig jedes einzelne Forschungsgebiet hier ist – egal ob Biochemie oder Elektrotechnik. Zurück im Life-Science-Lab zählten wir zuerst unter dem Mikroskop mithilfe der Neubauer-Zählkammer Zellen und versetzten dann unsere Zellen mit verschiedenen Konzentrationen eines apoptoseinduzierenden Stoffs. Als letzten Laborakt an diesem Tag haben wir noch etwas sehr Cooles gemacht, was zu wunderschönen Bildern am Folgetag geführt hat: die Transfektion von menschlichen Zellen mit dem Green-Fluorescent-Protein (GFP). Dabei haben wir eine neue Erbinformation für ein Protein in die Zelle eingeschleust, das, wenn die Zelle sie „herstellt”, die Zelle grün fluoreszieren lässt. Wir haben sozusagen „echte” Gentechnik gemacht! Doch unser Tag war noch nicht zu Ende. Am Abend trafen wir uns noch im CoMakingSpace Heidelberg, einer offenen Werkstatt, um uns ein kleines Geschenk für unsere Betreuerin zu überlegen, denn wir waren uns einig, dass ein einfaches Dankeschön in Form von Pralinen oder ähnlichem nicht im Verhältnis zu unseren tollen Erfahrungen stehen würde. Nach einigen Überlegungen hatten wir eine Idee und so kam es, dass wir, nachdem wir das Motiv hochprofessionell in PowerPoint „designt” hatten, der Lasercutter angeschmissen wurde und wir nach einigem Probieren und Versuchen ein doch recht nettes Geschenk hatten, was wir am Freitag übergeben würden – ein Foto von uns, eingraviert in eine Glasscheibe.

Der Donnerstag begann mit einer Vorstellung des Krebsinformationsdiensts. Frau Dr. Leyerer hat uns allgemeine Information über die Krankheit Krebs gegeben, uns Statistiken gezeigt, welche Arten am häufigsten vorkommen, wie Krebs bekämpft wird und zum Schluss hat sie uns mehr über ihre Arbeit im Krebsinformationsdienst erzählt. Anschließend haben wir im Labor unsere Minipreps vorbereitet. Am Nachmittag haben wir eine Restriktionsanalyse durchgeführt. Nach der Laborarbeit haben wir uns dann mit der Regionalgruppe Heidelberg/Mannheim getroffen. Dabei konnten wir neue TiLer*innen kennenlernen, die uns unsere Fragen zum Studium in Mannheim und Heidelberg beantwortet haben. Wir sind zusammen Eis essen gegangen und haben den Sonnenuntergang auf der Neckarwiese genossen.

Freitag war der letzte Tag, weshalb die Stimmung in der Gruppe ein wenig sank. An diesem Tag haben wir uns die Ergebnisse unserer eingeleiteten Apoptose in Zellen angeschaut. Daraufhin haben wir eine weitere Agarosegelelektrophorese gemacht und die Ergebnisse besprochen. So konnten wir die beiden DNA-Banden eines Bakterienvektors mit Insert- und ohne Insert-DNA sichtbar machen. Als wir fertig waren, zogen wir unsere Laborkittel aus, wuschen uns die Hände und verabschiedeten uns vom Labor und Frau Klefenz. Wir sind alle sehr dankbar, dieses Praktikum gemacht zu haben, denn wir konnten alle viel Neues lernen. Für mache war es eine Bestätigung des Studienwunsches, für andere ein Auschlussverfahren für ihre Zukunftspläne gedient. Neben dem Praktikum an sich war auch die Zeit mit den anderen TiLer*innen toll – unsere Gruppe war der Hammer!