TiL im Gespräch: Vorbild oder Feigenblatt?

TiL wird in diesem Jahr 20 Jahre alt! Im Rahmen unseres Jubiläumsjahres möchten wir deshalb in den Austausch gehen. In vier Online-Gesprächsrunden mit Gästen aus Wissenschaft und pädagogischer Praxis, aber auch mit Stipendiat*innen und Alumni möchten wir unterschiedliche Perspektiven auf faire Bildungschancen in Deutschland und auf das Stipendienprogramm selbst kritisch diskutieren. Gleichzeitig gibt es Raum für die Zuschauenden, Fragen zu stellen oder ihre Sichtweisen zu teilen.

Am 3. Juli um 18 Uhr auf Zoom geht es in die zweite Runde mit der Frage

“Vorbild oder Feigenblatt?”

Können Stipendienprogramme für Schüler*innen strukturelle Herausforderungen in Bezug auf Bildungsgerechtigkeit ausgleichen?

Stipendienprogramme wie Talent im Land fördern Jugendliche, die auf ihrem Bildungsweg Hürden zu überwinden haben, dabei, ihre Begabungen zu entfalten. Übernehmen sie dabei nicht eigentlich eine wichtige Aufgabe des Staates? Machen solche Programme Bildungsungerechtigkeit eher sichtbar oder verringern sie den Druck für Veränderung? Und welche Ungleichheiten herrschen in Klassenzimmern oder Hörsälen für Kinder von Nichtakademiker*innen?

Solche und ähnliche Fragen, aber auch Lösungsmöglichkeiten und -vorschläge werden Lisa Graf und Katja Urbatsch über Zoom diskutieren. Die Gesprächsrunde wird von Erika Magyarosi moderiert. Wir sind gespannt und freuen uns auch auf Fragen und Anmerkungen aus dem Publikum!

Unsere Gäste:

Lisa Graf ist studierte Gymnasiallehrerin, setzt sich aktuell aber hauptberuflich als Bloggerin, Autorin, Beraterin und Speakerin für mehr Bildungsgerechtigkeit in Deutschland ein. Sie schrieb in ihrem Blog “Meine Klasseüber ihren Schulalltag an einer Brennpunktschule und zeigte damit die strukturellen Ungerechtigkeiten in Deutschland auf. In ihrem Buch “Abgehängt. Von Schule, Klassen und anderen Ungerechtigkeiten” arbeitet sie ihre Erfahrungen als Lehrerin im deutschen Bildungssystem auf und setzt sie in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext. Auch ihre eigene Geschichte als erste Studentin der Familie, lässt sie mit einfließen.

Katja Urbatsch gründete 2008 Arbeiterkind.de – eine Plattform für Schüler*innen und Studierende aus Familien ohne Hochschulerfahrung – und ist seit einigen Jahren Geschäftsführerin des gemeinnützigen Vereins. Für ihren langjährigen Einsatz für mehr Bildungsgerechtigkeit und kulturelle Teilhabe erhielt sie 2018 das Bundesverdienstkreuz. Außerdem schrieb sie das Buch “Ausgebremst: Warum das Recht auf Bildung nicht für alle gilt”, in dem sie sehr anschaulich und prägnant den steinigen Weg der “First Generation Students“ beschreibt, die sich durch die Hochschule bis zum Abschluss durchkämpfen. Auch sie ist die erste Studentin ihrer Familie gewesen.

Der Link zum Online-Gespräch (3.7.23, 18:00 Uhr): https://zoom.us/j/96960713989

 


Die weiteren Termine & Themen von „Talent im Land im Gespräch“:

Ende September: „Irgendwie gleich – und doch ganz anders!?“: TiL im Kontext der Schülerstipendienprogramme in Deutschland

Neben Talent im Land gibt es weitere Stipendienprogramme für Schüler*innen in Deutschland. Welche Zielgruppe haben die Programme und wie sieht die Förderung aus? Was unterscheidet und was vereint sie? Wir wollen sie alle gemeinsam an einen virtuellen Tisch holen und voneinander lernen.

21. Oktober: „Was macht TiL zu TiL?“: Stipendiat*innen und Alumni im Gespräch

Stipendiat*innen und Alumni tauschen sich dazu aus, was den TiL-Spirit ausmacht und warum die Förderung von TiL so besonders ist. Dabei wird das Programm mit anderen, späteren Förderungen verglichen und in einen gesellschaftlichen und persönlichen Kontext gesetzt.

Bereits vorbei: 

Anfang Mai diskutierten Dr. Ulrike Leikhof und Prof. Gabriele Weigand bei einer Online-Diskussion das Thema „Gleiche Chancen für alle? – über den Zusammenhang von sozialem Hintergrund und Zuwanderungsgeschichte auf die Begabungsentfaltung“. Ein Mitschnitt des Gesprächs ist unter dem angegebenen Link verfügbar.

 

Ein Tag an der Staatsoper Stuttgart

Knapp 30 TiLer*innen verbrachten einen spannenden und intensiven Samstag im Juni an der Staatsoper in Stuttgart. Nach einem kleinen Willkommenssnack auf der Probebühne des Orchesters, erkundeten sie in zwei Gruppen das Opernhaus. Dabei konnten die Stipendiat*innen „einen Blick hinter die Kulissen werfen“ – im wahrsten Sinne des Wortes: Mit den beiden Führerinnen besichtigten sie u.a. die verschiedenen Werkstätten des Hauses, die Nebenbühne, den Fundus und die Konigsloge.

Nach einer weiteren Pause konnten sich alle Teilnehmenden bei einem Workshop selbst im Theaterspielen ausprobieren. Dabei stimmten sie sich thematisch schon für die Vorstellung von „Carmen“ ein, die abends gemeinsam besucht wurde. In kleinen Gruppen wurde das erste Szenenbild der Inszenierung weitergespielt oder die Charakterzüge der Hauptfiguren in sich wiederholenden Gesten nachgestellt. Alle hatten viel Spaß und lernten dabei die wichtigsten Figuren und die Handlung des Stücks genauer kennen. Anschließend besuchte die TiLer*innen gemeinsam die Vorstellung „Carmen“. Für viele war dies der erste Besuch einer Oper – also ein ganz besonderes Erlebnis!

Einige der Stipendiat*innen übernachteten gemeinsam in der Jugendherberge in Stuttgart und fuhren nach einem gemütlichen Frühstück am Sonntag wieder nach Hause.

Zusätzlich bot die Workshopleiterin eine Nachbesprechung via Webex an. Hier mussten alle Teilnehmenden einen Gegenstand in ihrem Zimmer suchen, der sie an die Opern-Aufführung erinnert. Anhand der Gegenstände wurden verschiedene Figuren und Requisiten der Inszenierung besprochen und diskutiert. Nach der einstündigen Onlinesitzung konnten alle das Gesehene besser einordnen. Viele TiLer*innen möchten in Zukunft gern wieder eine Oper besuchen.