Die 10. Talent im Land-Sommerakademie

„Ich streite, also bin ich – Konflikte als Antrieb unseres Lebens“

Hinter jedem Konflikt stecken Bedürfnisse und Interessen, stehen ein Wollen und ein Wunsch: etwa nach Macht, nach Liebe, nach Freiheit, nach Gerechtigkeit, nach Anerkennung, nach Unversehrtheit, nach Ordnung, nach Geborgenheit, nach Wahrnehmung. Konflikte sind in allen Bereichen unseres Lebens präsent, denn überall dort, wo Begegnung stattfindet zwischen Menschen, Ideologien und Idealen, Wünschen und Bedürfnissen, können sich Konflikte entzünden und finden tatsächlich statt.

Konflikte sind nicht lösbar, wenn wir fragen, wer hat Schuld. Einen Konflikt zu verstehen, heißt sich zu fragen, warum gibt es diesen Konflikt? Und diese Frage stellten sich rund 90 Stipendiatinnen und Stipendiaten mehrfach in den Kursen Wirtschaft, Jura, Psychologie, Internationale Politik, Medizin und Journalismus. Auf dem Campus des Salem International College in Überlingen fand vom 1. bis 8. August 2015 die bereits zehnte Sommerakademie von Talent im Land statt, erneut gemeinsam mit den bayerischen Schülerinnen und Schülern des Begabtenprogramms. Die Themen der einzelnen Kurse hatten zwar Konflikte als zentralen Schwerpunkt, zwischen den jungen Menschen von TiL herrschte allerdings Frieden und Harmonie während der acht intensiven Tage.

Konflikte werden in der Unternehmenswelt gerne als Wettstreit definiert, im Wirtschaftskurs auf der Sommerakademie standen allerdings das Freihandelsabkommen TTIP und der Tarifstreit der Lokführergewerkschaft GDL im Fokus der Diskussionen. Mit aktuellen Verfahren und Entwicklungen in der Rechtwissenschaft beschäftigte sich der Jurakurs, der zudem die Justizvollzugs­anstalt in Konstanz und einen Prozesstag am Überlinger Amtsgericht besuchte. Um die Konflikte mit sich, mit Anderen oder zwischen Gruppen kümmerten sich die Teilnehmer des Psychologiekurses, um die Dynamiken und Prozesse zukünftig besser zu verstehen.

Um große internationale Konflikte ging es dagegen im Kurs zur Internationalen Politik. Die kriegerischen Auseinandersetzungen in Palästina, der Ukraine und Afghanistan wurden hier vom Ursprung bis heute behandelt und kritisch gewertet. Dass sich traumatische Gewalterfahrungen übrigens auch im Erbgut niederschlagen, war den Teilnehmern des Medizinkurses anfangs nicht bekannt. Die Epigenetik ist eine noch junge Disziplin und belegt, dass sich bestimmte Lebenserfahrungen im Erbgut festschreiben. Apropos schreiben. Der Kurs zum Thema Journalismus nahm die Medienwelt sehr kritisch unter die Lupe und führte vor, wie die Berichterstattung über Konflikte unsere Meinung prägt, auch irreführt oder Polaritäten schafft.

Viele Gäste besuchten die Sommerakademie. Zur Talkrunde am Abend zur „Jüngsten Geschichte Afghanistans“ kamen der Bundeswehr-Oberst Dieter Bohnert, der Fotoreporter Uli Reinhardt sowie Dr. Heiko Schmitz von Ärzte ohne Grenzen. Zu Gast im Wirtschaftskurs waren die Pressesprecherin der GDL Gerda Seibert und der Co-Autor des Buches „Die Freihandelslüge“ Stefan Scheytt. Günter Gerstberger, ehemals Bereichsdirektor Bildung und Erziehung der Robert Bosch Stiftung, hielt eine Laudatio auf 10 Jahre Sommerakademie. Christoph Dahl, Geschäftsführer der Baden-Württemberg Stiftung, begrüßte neben der Gruppenleiterin für Bildung Dr. Dagmar Wolf von der Robert Bosch Stiftung die jungen Stipendiaten am Abend der Abschlusspräsenta­tionen aus den Kursen. Dr. Andreas Weber als Leiter des Referats Bildung bei der Baden-Württemberg Stiftung verschaffte sich ebenso wie Dr. Ulrich Seiser als Referatsleiter vom bayerischen Kultusministerium einen persönlichen Eindruck vom Gelingen der mehrtägigen Veranstaltung.

Und die Stipendiatinnen und Stipendiaten? Ja, die genossen diese intensive Zeit, gaben sich nebenbei noch sportlichen Wettkämpfen hin, unterrichteten sich gegenseitig in vielerlei Sprachen, Tänzen und weiteren intellektuellen und kunstfertigen Disziplinen. Die diesjährige Jubiläums-Sommerakademie wurde erneut zu einem grandiosen Höhepunkt im Bildungsprogramm von Talent im Land, eine unvergessliche Woche für die 90 jungen Talente, die sich teilweise unter Tränen in die Sommerferien verabschiedeten.

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