Talente sind im Land und die Zukunft

Ein deutscher Meister im Capoeira, eine Kandidatin von Voice of Germany und eine Leistungsschwimmerin aus dem Schwarzwald gehören zu den neuen fünfzig Stipendiaten von Talent im Land – dem Schülerstipendium für faire Bildungschancen. Im Rahmen der feierlichen Urkundenübergabe im Großen Kursaal Bad Cannstatt haben diese drei Stipendiaten mühelos das Publikum von ihren Talenten und Begabungen überzeugt und begeistert. Das Stipendienprogramm der Robert Bosch Stiftung und der Baden-Württemberg Stiftung unterstützt begabte Schülerinnen und Schüler aus Baden-Württemberg, die aufgrund ihrer sozialen Herkunft Hürden zu überwinden haben, auf ihrem Weg zum Abitur oder zur Fachhochschulreife.

„Wir bekommen von diesen jungen Talenten so viel zurück, glauben Sie mir. Wir wollen mit diesem Programm ein Stück Bildungsgerechtigkeit herstellen“, so die Geschäftsführerin der Robert Bosch Stiftung Dr. Ingrid Hamm auf die Frage der empathischen Moderatorin Shelly Kupferberg, warum die beiden Stiftungen denn schon seit mehr als einem Jahrzehnt in die Talente im Land investieren. „Eine Investition in die Zukunft“, sagt der Geschäftsführer der Baden-Württemberg Stiftung Christoph Dahl, denn „wenn wir als Land vorne mit dabei sein wollen, können wir es uns nicht leisten, die Begabten links liegen zu lassen.“

Seit diesem Jahr schauen die Stiftungen auch nach Talenten, die keine Zuwanderungsgeschichte mitbringen, denn „Zuwanderung ist eine Risikolage, aber Arbeitslosigkeit oder Armut lässt sich in unserem Land nicht allein an der Zuwanderungsgeschichte festmachen. Das kann deutsche Familien genauso treffen“, meinte Ingrid Hamm. Deshalb motivierte Christoph Dahl an diesem Abend die jungen Leute in bester Jogi Löw-Manier mit einem „Gebt alles“ und lasst euch, so Geschäftsführerin Hamm, „durch nichts von euren Zielen und Träumen abbringen.“

Derart angefeuert werde „der Hürdenlauf zur Karriereleiter“, meinte Silke Krebs, Ministerin im Staatsministerium Baden-Württemberg. Sie überbrachte in ihrem Grußwort auch die besten Wünsche von Ministerpräsident Winfried Kretschmann, dem Schirmherr von Talent im Land, an die jungen Menschen. Von nun an sollen die Stipendiaten „Sprosse für Sprosse erfolgreich am deutschen Bildungssystem teilhaben.“ Das sei ebenso das Wesen der Inklusion, die für die Ministerin in der Öffentlichkeit zu einseitig wahrgenommen werde: „Inklusion bedeutet, dass wir eine Gesellschaft schaffen, in der jeder Mensch gleichberechtigt beteiligt ist.“ Mit der Aufnahme in das Stipendienprogramm für diese ausgezeichneten Schüler sei dies nunmehr erst recht möglich. Ihren besonderen Dank richtete die Ministerin an die Schulen und Lehrer, die Talente-Scouts, und freilich an die Familien der Neu-Stipendiaten.

Der preisgekrönte Lyriker und Essayist José F.A. Oliver gab in seiner Laudatio unumwunden zu: „Ich beneide Sie.“ Denn ein Stipendium von Talent im Land „ist eine ganz substantielle Anerkennung“, da diese Förderung sich nicht allein auf die finanzielle Unterstützung beschränkt. „Ich durfte die unglaublichen Geschichten Ihrer Persönlichkeiten lesen und habe einen faszinierenden Menschenatlas entdeckt“, so der Dichter Oliver. „Was man lernen muss, um es zu tun, das lernt man, in dem man es tut“, zitierte er Aristoteles, dem er die moderne Kurzfassung von Erich Kästner zur Seite stellte: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ Talent im Land ist etwas von dem Guten, das die Stipendiaten dem Ideal näherbringen soll, „sich selber sein zu wollen.“

Und die Hauptpersonen des Abends? Die neuen Stipendiaten strahlten nicht nur um die Wette, um dem Fotografen einen Gefallen zu tun, sie waren ein Stück weit überwältigt von der Feierlichkeit, der Aufmerksamkeit und der uneingeschränkten Anerkennung. „Ich habe das so noch nie kennen gelernt“, sagte Capoeira-Meister Jonathan Tekle beeindruckt. Das Schöne dabei ist, es ist noch nicht zu Ende. Mit Seminaren, Beratung, Begleitung und vor allem der an diesem Abend filmisch vorgestellten Sommerakademie warten noch weitere Höhepunkte in den Jahren der Förderung auf die Jugendlichen.

Der Filmbeitrag zur Sommerakademie

Die Laudatio von José F.A. Oliver

  Ausschnitt aus der Rede von Ministerin Silke Krebs

  Ausschnitt aus der Laudatio von José F.A. Oliver

50 neue Talente im Land gefunden

Mit dem Stipendium Talent im Land Baden-Württemberg unterstützen die Baden-Württemberg Stiftung und die Robert Bosch Stiftung begabte und benachteiligte Schülerinnen und Schüler auf ihrem Weg zum Abitur oder zur Fachhochschulreife. Das Stipendium, 2003 als Programm für Schüler aus Zuwandererfamilien gestartet, steht dieses Jahr zum ersten Mal auch Jugendlichen ohne Migrationshintergrund offen. Mit der feierlichen Aufnahme von 50 Stipendiaten ist der neue Jahrgang heute offiziell begrüßt worden.

37 Mädchen und 13 Jungen sind heute in Stuttgart in das Programm Talent im Land Baden-Württemberg aufgenommen worden. Im Kursaal Bad Cannstatt wurden die 50 Talente unter anderem von Silke Krebs, Ministerin im Staatsministerium Baden-Württemberg, begrüßt. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten, die zum großen Teil die Klassenstufe 10 an Gymnasien und Werkrealschulen des Landes besuchen, wurden aus rund 350 Bewerberinnen und Bewerbern ausgewählt. Erstmals sind auch Schülerinnen und Schüler ohne Migrationshintergrund unter den Stipendiaten. Möglich wurde dies durch eine Umstrukturierung des Programms. Seit 2013 können sich auch begabte und benachteiligte Schülerinnen und Schüler ohne Migrationshintergrund auf eine Förderung bewerben. Damit reagieren die beiden Stiftungen auf eine aktuelle gesellschaftliche Entwicklung: Laut neuen Studien hat die Bedeutung des

Migrationshintergrunds als ausschlaggebender Faktor für Bildungsbenachteiligung abgenommen. Entscheidend für den Bildungserfolg sind die sozialen, kulturellen und ökonomischen Ressourcen. „Bildung ist der Schlüssel zu einer freien, selbstverantwortlichen Lebensgestaltung, zur Sicherung der materiellen Existenz aus eigener Kraft und zu gesellschaftlicher Teilhabe. Ich freue mich daher, dass die Stipendiatinnen und Stipendiaten ihre begonnene Bildungskarriere mit der individuellen Unterstützung, Beratung und Begleitung durch das Förderprogramm Talent im Land Baden-Württemberg erfolgreich fortsetzen können“, sagte Silke Krebs, Ministerin im Staatsministerium Baden-Württemberg.

Förderung mit Tradition

Seit 2003 gibt es das Stipendienprogramm Talent im Land Baden-Württemberg, durch das bereits über 500 begabte Schüler aus Zuwandererfamilien gefördert wurden. Bewerben können sich Jugendliche, die mindestens die siebte Klasse besuchen und die Schule mit dem Abitur oder der Fachhochschulreife beenden möchten. Neben Talent müssen die Schüler Ausdauer, Zielstrebigkeit und soziales Engagement mitbringen.

„Nur mit Bildung kann man ein selbstbestimmtes Leben führen“, sagte Dr. Ingrid Hamm, Geschäftsführerin der Robert Bosch Stiftung. „Talent im Land unterstützt begabte, engagierte und leistungsbereite Jugendliche, die von zuhause nicht die notwendige Unterstützung mitbringen, auf dem Weg zum Schulabschluss und darüber hinaus. Damit schaffen wir Bildungschancen und legen den Grundstein für einen erfolgreichen Start ins Berufsleben.“

Talent im Land wird jeweils zur Hälfte von der Baden-Württemberg Stiftung und der Robert Bosch Stiftung getragen. Mit Talent im Land Baden-Württemberg verfolgen die Stiftungen ein umfassendes Förderungskonzept, das auch das schulische, familiäre und gesellschaftliche Umfeld der Bewerber berücksichtigt. Die Stipendiaten erwartet eine umfassende Förderung: Neben finanzieller Unterstützung und einem vielfältigen Seminarangebot erhalten die Schüler, auch über den Schulabschluss hinaus, eine individuelle Beratung durch die Mitarbeiter des Talent im Land Büros sowie durch das Netzwerk aus Stipendiaten und Ehemaligen. „Mit diesem Stipendienprogramm werden die Jugendlichen dabei unterstützt, ihre eigenen Begabungen, nicht nur die schulischen, zu entfalten und ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Das macht Talent im Land so einmalig“, sagte Christoph Dahl, Geschäftsführer der Baden-Württemberg Stiftung, heute in Stuttgart.

Stiftungsprofile

Die Baden-Württemberg Stiftung setzt sich für ein lebendiges und lebenswertes Baden-Württemberg ein. Sie ebnet den Weg für Spitzenforschung, vielfältige Bildungsmaßnahmen und den verantwortungsbewussten Umgang mit unseren Mitmenschen. Die Baden-Württemberg Stiftung ist eine der großen operativen Stiftungen in Deutschland. Sie ist die einzige, die ausschließlich und überparteilich in die Zukunft Baden-Württembergs investiert – und damit in die Zukunft seiner Bürgerinnen und Bürger

Die Robert Bosch Stiftung feiert 2014 ihr 50-jähriges Bestehen. Sie gehört zu den großen unternehmensverbundenen Stiftungen in Europa und investiert jährlich rund siebzig Millionen Euro in die Förderung von ca. 800 eigenen und fremden Projekten aus den Gebieten der Völkerverständigung, Bildung, Gesellschaft und Kultur sowie Gesundheit und Wissenschaft. Insgesamt hat die Stiftung seit ihrer Gründung mehr als 1,2 Milliarden Euro für ihre gemeinnützige Arbeit eingesetzt.